Es macht Spaß, im Schlamm zu waten

Vom 10. bis 17. Dezember 2012 war ich eine Woche lang in der inzwischen berühmten ZAD (Gestaffelte Ausbauzone), ungefähr einen Monat nach der Wiederbesetzungsdemonstration vom 17. November1. Ich werde hier weder darauf eingehen, warum ein großer Teil der Bevölkerung sich gegen den Bau des in Notre-Dame-des-Landes bei Nantes geplanten Flughafens wehrt, noch auf die Argumente dafür und dagegen. Ich will mich darauf konzentrieren, was ich dort in den wenigen Tagen erlebt und mit anderen geteilt habe.
Die erste Materie, mit der man konfrontiert ist und mit der man leben lernen muss ist:

Der Matsch

Besonders wenn man aus der trockenen Provence kommt, ist der Matsch zunächst eine Substanz, mit der man nicht gewohnt ist umzugehen. In dem Feuchtgebiet dieser Region ist Matsch überall präsent, dazu kommt, dass die Niederschläge der letzten Wochen außergewöhnlich stark waren. Obwohl ich hohe Gummistiefel trug, musste ich bei jedem Schritt befürchten, den festen Boden unter den Füßen erst zu spüren, nachdem der Schlamm den oberen Rand meiner Stiefel erreicht hatte. Ohne zu übertreiben: Dieser außergewöhnlich flüssige und klebrige Matsch erreicht an manchen Stellen fünfzig Zentimeter Dicke, nachdem hunderte Menschen bereits durchgewatet sind.
Anfangs ist man zunächst überrascht bis abgestoßen, aber im Laufe der Zeit lernt man schnell, sich sogar mit einem gewissen Vergnügen in diesem faszinierenden Element fortzubewegen, jedenfalls mit sehr viel mehr Freude als die Polizisten, denen man regelrecht ansieht, wie schwer sie damit zurecht kommen …genauso wie die Putzfrauen im Hotel, wo die Polizisten untergebracht sind, die gegen den eingeschleppten Schlamm einen Streik begonnen haben.

Die Polizei, hier eher «Bullen»

Einige Worte über diese blau uniformierten hoch aufgerüsteten Einsatzkräfte: CRS (Republikanischer Sicherheitskorps) oder mobile Gendarmerie, mein Herz schwankt zwischen beiden. Tägliche «Check Points» mit oder ohne Ausweiskontrolle haben dazu geführt, dass hier die Schulbusse nicht mehr fahren. Manchmal, ohne dass man versteht warum und wer den Befehl dazu aus welchem Grund gegeben hat, blockieren sie den ganzen Verkehr selbst für Menschen, die hier schon seit zwanzig Jahren leben … oder sie machen keine Kontrolle oder kontrollieren nur die Autos oder die Fahrräder oder die Fußgänger oder alle oder niemanden.
Während meines Aufenthaltes gab es drei Erlasse der Präfektur, um das Leben in dem Gebiet angeblich zu regeln: Verbot von Sprengstoff, «Knallern» und anderen Feuerwerken, Verbot, Benzin zu transportieren und das Verbot, Baumaterial zu transportieren. Die Einsatzkräfte wissen ganz genau, wie sinnlos diese Erlasse sind und sagen selbst: «Es wird sowieso alles zu Fuß durch den Wald transportiert», und genau so geschieht es. Es kommt aber auch vor, dass jemand die Unsinnigkeit der Erlasse und der quasi militärischen Besetzung des Gebietes aufzeigen will und bewusst das Material vor den Augen der mobilen Einheiten transportiert, die verblüfft sind und, wie soll es anders sein, mit Gas reagieren. So war das zum Beispiel am 15. Dezember, als ein Traktor eine Kinderkrippe in Einzelteilen transportierte.
Wenn man die Uniformen vermeiden will, geht man querfeldein und stapft durch den Schlamm. Gefriert dieser, verrenkt man sich dabei die Fußgelenke.
Die starke Präsenz der Polizei hat viele Verwundete innerhalb der Bewegung verursacht, auf die ich noch zurückkommen werde. Als Reaktion auf die Störmanöver der Polizei sind sozusagen Gegenstörmanöver entstanden, angefangen von den älteren und sehr redefreudigen Einwohnern, die stundenlang auf die Polizisten einreden und wissen wollen, weshalb sie da sind und ob sie sich nicht schämen, bis hin zu offensiveren Aktionen durch die Jüngeren.
Die Polizeieinheiten verbreiten ein Klima der Unsicherheit, aber sobald sie weg sind, oder wenn man sich von ihrem Bereich entfernt, entsteht eine ruhige Stimmung, rund um ein Leben außerhalb der Gesellschaft wie in einem Laboratorium menschlichen Zusammenlebens.
Es ist nicht einfach, dieses wuselnde Leben in der «Zone ZAD» zu erfassen und zu beschreiben, ja sogar unmöglich, alles zu wissen, was auf diesem zweitausend Hektar großen Feuchtgebiet geschieht.
Offensichtlich ist, dass gebaut wird, gebaut wird und noch mal gebaut wird … Hütten aus Paletten, Jurten, Caravans … und Kinderträume wie zum Beispiel eine Pfahlhütte mitten in einem Teich, die man nur mit einem Boot erreicht.
Ein wichtiger Ort ist das Lebensmittellager, mit dem treffenden Namen «Außer Kontrolle». Es wird regelmäßig durch die Großzügigkeit und Solidarität von überall her gefüllt. Mehrere Großküchen sind rund um die zentralen Punkte des kollektiven Lebens entstanden: die Küche der «Chat-Teigne», ein Wortspiel zwischen widerständiger Katze und Kastanie, die Küche von «Außer Kontrolle» und die der «Schwarzen Gräben».

Der Tag beginnt mit Radio Klaxon

Der Tag beginnt um sechs Uhr mit dem Radiosender « das Piratenradio von Piraten, die niemals Radio gemacht haben», Radio Klaxon, das die Frequenz von Radio Vinci-Autobahn besetzt hat. Die Verkehrsnachrichten wurden zu Nachrichten über Polizeimanöver: «Sie hören Radio Klaxon 107,7. Heute Nachmittag findet um siebzehn Uhr eine Versammlung über Tierhaltung und Gemüseanbau in der «Chat-teigne» statt. Wir wiederholen, dass noch immer fünf Einsatzwagen der Mobilen Polizei in Ardillère stehen und zurzeit nur Fahrzeuge, nicht aber die Fußgänger und Fahrräder kontrollieren.
Eine medizinische Betreuung wird regelmäßig durch ausgebildete Ärzte und Ärztinnen sowie Krankenschwestern garantiert, was bei den vielen durch die demokratisch-militärischen Einsatzkräfte Verletzten kein Luxus ist. Ebenso ist eine Gruppe von Anwälten zur juristischen Unterstützung der Bewegung ständig telefonisch erreichbar, dazu gehört auch die Vertretung derjenigen, die angeklagt werden.
Dann muss man natürlich noch über die Barrikaden sprechen. Wenn Kenntnisse und Geräte der Bauern mit den politischen Erfahrungen der Aktivisten zusammenkommen, ist das Ergebnis beeindruckend. Aus Rundballen und Wellblech lassen sich Barrikaden bauen, die hoch und stabil sind, besonders an den Orten, wo Zeit genug war, um den Bau zu durchdenken und auszuführen. Diese Barrikaden sind der Ausdruck des Willens, das Gelände zu verteidigen, und sind wirkliche Hindernisse, welche die Räumung durch die Polizei beeinträchtigen. Dadurch bleibt im Fall eines Polizeieinsatzes mehr Zeit für die Mobilisierung der Unterstützer_innen von außerhalb des Geländes. Die Wache auf den Barrikaden beginnt sehr früh am Morgen, wobei die Wachsamkeit sich auch nach der juristischen Lage richtet, obwohl es mehrmals vorgekommen ist, dass die Polizei gewaltsam vorgerückt ist, ohne Rücksicht auf die rechtliche Lage. Im Moment herrscht ein ziemlich bizarrer Status quo.
Die Barrikade löst Begeisterung und Energie aus, denn endlich ist man in einer Situation, in der Barrikaden wirklich möglich sind und nicht mehr nur eine historische Referenz an die Pariser Kommune und Mai 68 darstellen, oder exotisch sind (Beispiel Oaxaca). Hier und jetzt erleben wir eine historische Situation, wo dieses Mittel notwendig und möglich ist. Andererseits löst der Mythos von Barrikaden und die eher kriegerische Dynamik, die darum entsteht, eine Stimmung aus, die sehr von Männlichkeit geprägt und nicht unbedingt sehr angenehm ist. Mehrere Frauen, die auf den Barrikaden waren oder an Kämpfen um die Barrikaden teilgenommen haben, wollen wegen dieser Stimmung nicht mehr daran teilnehmen. Das ist eigentlich schade.
Um nicht das Leben in der «Zone» zu idealisieren muss man auch sagen, dass menschenfeindliche und sexistische Verhaltens– und Ausdrucksweisen manchmal die Stimmung stark belasten. Man kann also auch gegen den Flughafen sein, ohne für gesellschaftliche Veränderungen einzutreten.

Die Gefahren

Während bei den ersten Räumungen die Gewalt noch relativ gering war, so hat der verstärkte Druck der Polizeikräfte inzwischen viele Schäden angerichtet. Gummigeschoße und betäubende Granaten verursachen viele Verletzte. Diese explodieren in unzählige kleine Teile aus Plastik oder Metall, die glühend heiß in das Fleisch eindringen und Wunden einbrennen. Es ist sehr kompliziert, diese Teile aus dem Fleisch wieder zu entfernen. Darüber hinaus werden selbstverständlich Tränengasgranaten und spezielle Granaten zur Auflösung von Versammlungen direkt auf die Demonstrant_innen abgeschossen.
Der Wille zur Unterdrückung der Bewegung scheint in der letzten Zeit immer stärker zu werden, und die Anzahl der Prozesse sowie der Verhaftungen steigt. Nach der letzten Bilanz gab es bereits 80 Verhaftungen mit Gerichtsverfahren, da viele der Festgenommenen den Richtern unmittelbar vorgeführt werden. Die Strafen sind meistens auf Bewährung mit zusätzlichen Bußgeldern wegen Verweigerung eines DNA-Tests oder Fingerabdrücken angesetzt, verbunden mit einem Aufenthaltsverbot in den fünf Gemeinden rings um die Zone ZAD. Zwei Personen sind aber für fünf bzw. sechs Monate inhaftiert worden, was sehr schwer wiegt. Solidarität wird immer mehr gebraucht. Da die Prozesse nur langsam begonnen haben, war die Mobilisierung gegen die Repression bisher eher schwach. Inzwischen ist die Anzahl der Prozesse aber stark gestiegen, und die Solidarität beginnt sich glücklicherweise konkret.

Source : http://www.forumcivique.org/de/artikel/aktuell-es-macht-spa%C3%9F-im-schlamm-zu-waten

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Against the Airport and Its World

against-the-airport

A large selection of texts from the website, translated.

You can download the readable version or this booklet for printing.

Source: Zinelibrary

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Some videos about la ZAD, in english

About the evictions : When the Trees shake : download or watch online

Re-occupation : When the Trees fume : download or watch online

Get some more videos, some are in english or german

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Risse im System – Kampf gegen ein Flughafenbau in Frankreich

Der Kampf gegen den Flughafen bei Nantes in Frankreich. Ein Bericht aus einem der größten besetzten Gebiete Europa

Text von Pan, mit Ergänzungen vom Eichhörnchen, erschienen in der Zeitschrift GWR Nr. 375 (Januar 2013)

17. November

Zwischen Rucksack und Rücken klemmt eine Spitzhacke. Der Mensch vor mir hat sich eine Brechstange zwischen die Schultern und einen Hammer an den Gürtel gebunden. Überall sind Menschen mit Werkzeug und Baumaterial zu sehen.

Notre Dame des Landes ist am 17.11.2012 der Startpunkt zur Wiederbesetzung der ZAD. Das kleine Dorf platzt aus allen Nähten. Auch Bürger_inneninitiativen, Parteien, NGOs und weitere Angereiste haben sich hier versammelt. Zahlreiche mit Holz beladene Traktoren warten auf ihre Mission. Zehntausende Menschen stehen in den Startlöchern um ein Stück Land mit neuem Leben zu überfluten.

Die ZAD

Die Zone A Défendre – zu verteidigende Zone – im Nord-Westen Frankreichs ist eines der größten besetzten Gebiete Europas. Wo seit 1972 ein Flughafen für die nahegelegene Stadt Nantes geplant ist, leben mehrere hundert Menschen in besetzten Gebäuden, selbstgebauten Hütten und Baumhäusern. Auch einige Bewohner_innen aus der Zeit vor der Besetzung wollen ihre Häuser und Felder nicht verlassen und leisten ebenfalls Widerstand. Über ca. 2000ha erstreckt sich ein weitläufiges Gebiet.

Auf den ersten Blick fallen hier und da Reste von Barrikaden und Banner an Häusern auf. Auf den zweiten Blick verändert sich jedoch das Bild. Es ist als würde ich einen Waldboden aus der Nähe betrachten, plötzlich ist alles voller Leben. Hinter der ein oder anderen Baumreihe erscheint eine kleine Hüttensiedlung, viele der alten Häuser sind bewohnt und einige werden gemeinschaftlich genutzt. Es sind ständig irgendwo kleine Grüppchen von Menschen auf den Straßen, die durch ihre abgewetzte, vom Matsch verkrustete Kleidung aussehen als seien sie einem Endzeitfilm entsprungen. Ruinierte Gebäude, abstruse Schrott-Skulpturen und der häufige Nebel in diesem Landstrich geben mir als Neuankömmling jedoch eher den Eindruck, als wäre ich die Person, die in eine andere Welt oder Zeit gestolpert ist.

Einige Orte sind so entlegen, dass sie nur über schlammige Feld- und Waldwege zu erreichen sind. Möglicherweise sind auch noch fünf Barrikaden zu überwinden. Irgendwo schnell anzukommen ist nicht wichtig und vor allem kaum möglich. Es gibt keinen Sinn für Zentralismus. Konzerte und Kabarett finden mitten im Matsch in einem Ort namens ‘No Name’ statt. Neben Lagerfeuer und Bar wurde hier aus Stöcken und Planen eine beeindruckende, überdachte Theaterbühne gebaut.

15.Oktober

GranatenAm 15. Oktober 2012 begannen Polizei und Militär mit einer Welle gewaltsamer Räumungen. Besonders Häuser von infrastruktureller Wichtigkeit mussten dran glauben.

Der Sozialist, ehemalige Bürgermeister und jetzige Regierungschef Ayrault will den Flughafen um jeden Preis durchsetzen und kündigte vor kurzem den Beginn der Bauarbeiten für 2013 an. Die Grünen, die derzeit mit den Sozialisten koalieren, kommen ins rotieren, da sie auf der Seite der Umweltaktivist_innen gegen den Flughafen gesehen werden wollen. Doch bei vielen Menschen vor Ort schwindet die Lust auf politische Spielchen.

Mit den Räumungen flammte auch die Solidarität auf. Viele Menschen kamen zur Unterstützung. Es wurden Barrikaden gebaut, Zufahrtsstraßen zerstört und nicht zuletzt die durch die Polizei zerstörte Infrastruktur durch zahlreiche gespendete Decken, Nahrung von lokalen Landwirt_innen, Planen, Taschenlampen etc. kompensiert.

Gleichzeitig startete überall in Frankreich die Mobilisierung für eine Demonstration zur Wiederbesetzung. Währenddessen wurden auf der ZAD Feuertonnen gebastelt, Schilder gemalt und ein Camp für die Demonstrierenden aufgebaut.

Das Übergangszentrum ‘La Vache Rit’ (Die Kuh lacht) ist für viele, die auf der ZAD ankommen, der erste Anlaufpunkt.

Hier gibt es einen gigantischen Freeshop für Klamotten und Medikamente. Außerdem massenhaft gespendete Nahrung und kollektive Koch- und Schlafmöglichkeiten.

In etwas kleinerer, persönlicherer Form verteilen sich ähnliche kollektive Schlaf- bzw. Lebensmöglichkeiten auf der ganzen ZAD. Manche sind schwerer zu entdecken als andere und alle haben ihre Vor- und Nachteile, aber alle verändern sich durch die Menschen, die sie nutzen und durch die jeweiligen Herausforderungen, welche die Geschehnisse auf der ZAD an sie stellen. Selten sind feste Zuständigkeiten zu entdecken. Irgendein Mensch ergreift einfach die Initiative, andere springen mit ein und Dinge passieren.

In der Regel wird auf veganer Basis gekocht. Nicht selten werden individuell Milch-, Ei- und sogar Fleischprodukte hinzugefügt. Immerhin stammen diese, wenn nicht aus den Containern irgendwelcher Supermärkte, so doch meistens aus lokaler Produktion. Auch sind wenig Räumlichkeiten zu finden, in denen nicht geraucht wird.

In Notre Dame des Landes verschwimmen die Grenzen zwischen bürgerlichem Protest und militantem Widerstand. Nicht nur, dass hier die Bürger_inneninitiativen und Parteien der Initiative von Autonomen folgen um eine illegale Besetzung zu erhalten, sondern auch die Art in der alteingesessene Bewohner_innen mit den Aktivist_innen durch ihren gemeinsamen Kampf zusammenwachsen.

„Viele Menschen auf beiden Seiten haben jahrelang an den Beziehungen zwischen Aktivist_innen und Bewohner_innen gearbeitet“, sagt Forest Dweller, die viele Monate in den Bäumen wohnte, „seit den Räumungen haben uns diese Freundschaften wirklich gerettet“.

Es gibt unserem Zusammenleben eine besondere Bedeutung jeden Tag von dem Kampf gegen den Flughafen umgeben zu sein“, sagt Pete, welcher ebenfalls seit einiger Zeit hier lebt, „es ist unmöglich hier zu leben, ohne das Gesetz zu brechen und mit der Polizeigewalt konfrontiert zu sein“. Und nochmals Forest Dweller: „Was auch immer deine Stärke ist, ich habe das Gefühl, dass es immer einen Weg gibt, sie gegen Kapitalismus und gegen dieses Flughafenprojekt zu nutzen.“

17. November

Die Wiederbesetzung verläuft ohne Störung. Es ist keine Polizei zu sehen und in rasender Geschwindigkeit wird ein neues Hüttendorf errichtet. Auf einem Feld entsteht innerhalb weniger Stunden eine Art Zeltstadt mit verschiedenen Volxküchen, Konzerten und Filmvorführungen.

Doch das ungestörte Treiben trügt nicht über die Bedrohung hinweg. Jede_r weiß, dass die Polizei nur auf den richtigen Moment wartet, in welchem sie mit der nächsten Räumung zuschlagen kann – und so werden um das besetzte Landhaus Les Rosiers mit Hilfe von Traktoren höhere Barrikaden gebaut. In feierlichen Nachtaktionen werden mit Spitzhacke und Schaufel, bei Wein und Feuertonne tiefe Gräben in die Straßen gerissen.

Im Rohannewald beginnt zwei Tage nach der Wiederbesetzung ein Skillsharing mit verschiedenen Kletter- und Konstruktionsworkshops. Im Zuge dessen entstehen bereits neue Baumhäuser.

23. November

Am Freitag, den 23.11., ist die Ruhe vorbei. Als die Polizei am frühen Morgen die ersten Spähtrupps in den Wald schickt, schlafen bereits einige Menschen auf Plattformen und in Zeltkonstruktionen, die in bis zu 10m Höhe wie Tropfen von Bäumen hängen.

Innerhalb weniger Stunden mobilisieren sich hunderte Menschen aus den Städten Nantes und Rennes und es gelingt ihnen die Bulldozer aufzuhalten. Die Polizei muss am folgenden Tag mit vielfacher Verstärkung anrücken. Den ganzen Tag lang ist der Wald erfüllt von Tränengas. Schockgranaten und Gummigeschosse auf der einen Seite, Steine und Farbbeutel auf der anderen. Doch letztlich sind alle potenziellen Baumhäuser zerstört, auch das Landhaus Les Rosiers. Mit einem öffentlichen Brief schlagen die Demosanitäter Alarm: Dutzende Aktivist_innen wurden durch Splitter-Schockgranaten zum Teil schwer verletzt. „Dieser von Morgen bis Abend ununterbrochene Zug verletzter Demonstrant_innen rufen die Massenaktion gegen Hochspannungsmasten vom Sommer in Erinnerung hervor“, erklären sie in einer Pressemitteilung.

Resignation? Nicht die Spur.

Die Bäumhäuser wurden nicht nur mit Liebe und Sorgfalt errichtet, sondern auch mit dem Bewusstsein, dass sie schon morgen wieder zerstört werden könnten. Doch der Kampf hat Menschen erreicht und dazu gebracht, nachzudenken, aktiv zu werden und Fähigkeiten zu teilen.

Die Zuversicht der Menschen auf der ZAD wird nicht aus der Sicherheit gezogen, dass irgendetwas von Dauer wäre, sondern daraus, dass es immer weitergeht. Es wird neue Baumhäuser geben, neue Hütten, neue Erfahrungen, neue Kämpfe und neue Risse im System. Ob Stuttgart 21 in Deutschland, NO TAV in Italien oder la ZAD in Frankreich: Gegen unsinnige und aufgezwungener Großprojekte gibt es über die Grenzen hinaus Widerstand.

Source : http://blog.eichhoernchen.fr/post/Risse-im-System-Kampf-gegen-Flughabenbau-in-Frankreich

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Widerstand gegen Flughafenprojekt in Nantes

Es handelt sich um ein grosses Gelände auf dem Land, ein paar Kilometer von Nantes (Bretagne) entfernt, das in einen internationalen Flughafen umgewandelt werden soll. Die Politiker und Wirtschaftsbosse planen ein Wirtschaftsgebiet unter dem Titel «Grosser Westen», das von Nantes bis St.-Nazaire reichen und zu einer einzigen grossen Metropole verschmelzen soll. Die Realisierung dieses Vorhabens verlangt die Kontrolle über den Himmel, das Meer und die Erde: So soll der bisherige Flughafen von Nantes durch den neu geplanten in Notre-Dame-des-Landes ersetzt  werden; dazu würde der Hafen von St.-Nazaire vergrössert, und neue Strassen und Autobahnen befinden sich in der Planung … «Die ZAD ist für die Raumplaner ‚la Zone d‘Aménagement Différé’ (in etwa: Zone einer anderen Einrichtung des Raumes); für uns ist es eine zu verteidigende Zone.»
Dies ist ein Auszug aus der Webseite http://zad.nadir.org/, wo tagtäglich alle Informationen über den Widerstand gegen dieses umweltzerstörende Megaprojekt einzusehen sind: ein Widerstand, der seit den 1970er-Jahren andauert und gegenwärtig auf  grosse nationale und internationale Solidarität zählen kann und muss, weil die französische Regierung die Räumung der Bewohner_innen und Besetzer_innen des Geländes von Notre-Dames-des-Landes veranlasst hat

Source : http://www.forumcivique.org/de/artikel/lautsprecher-widerstand-gegen-flughafenprojekt-nantes

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Bullengroßeinsatz in Notre-Dame-des-Landes

Scheiß Bullen!

In den frühen Morgenstunden des 23. November gab es einen massiven Angriff von über 500 Bullen (Gendarmerie/Militärbullen) gegen die BesetzerInnen der ZAD in Notre-Dame-des-Landes. Nach der Wiederbesetzungsdemonstration mit über 20.000 Menschen am 17. November kehrt also keine Ruhe in den Widerstand der antikapitalistischen Flughafen-GegnerInnen ein…

Am Samstag waren es viele, sehr viele Tausend, die eine Wiederbesetzung der im Oktober geräumten Häuser und Plätze in Angriff nahmen. Schon lange zuvor war eine TagX+vier Wochen-Aktion” ausgerufen worden und die Mobilisierung übertraf die Erwartungen der meisten. Zahlreiche Hütten wurden (wiederauf)gebaut, Bäume erneut beklettert und Häuser (wieder)besetzt. Ein breites Spektrum von Autonomen, BIs, LandwirtInnen, UmweltschützerInnen, alten Larzac-Bewegten, linke und grüne Parteien waren an den Aktionen vom 17.11. beteiligt – die Bullen hielten sich zurück.

 

Mit unmengen Tränengas und zahlreichen Gendarmerie-Einheiten begann der Morgen des 23. 11. – eine knappe Woche nach der “Manif de Reoccupation”. Hunderte BesetzerInnen leisteten spontanen und entschlossenen Widerstand. Es wurden zahlreiche besetzte Orte auf’s neue geräumt und teilweise dem Erdboden gleichgemacht. Die ZAD-Aktiven rufen zu Soliaktionen- und Bekundungen auf.

 

Morgen findet ab 16 Uhr auf der Place Royale in Nantes die dortige monatliche ZAD-Demo statt.

Helft Info’s zu übersetzen und zusammenzufassen, während die hiesigen Medien schweigen und schönreden.

Solidarisiert euch gegen die Besatzung von Khimki, Susa-Tal, Wendland und Notre-Dame-des-Landes! Der Kapitalismus ist ein einziges unnützes Großprojekt! Kommt in die Bretagne!

Source : https://linksunten.indymedia.org/en/node/72178

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