Die Gegner des Flughafens Notre-Dame-des-Landes in Frankreich wollen kämpfen und Widerstand säen
nd: Sie haben den ganzen Winter in provisorischen Unterkünften ausgeharrt. Wie hat die Polizei darauf reagiert?
Camille Duchamp: Die Regierung musste ihre aggressive Räumungstaktik einstellen. Der öffentliche Druck war nach den Ereignissen im Herbst zu groß. Die Polizei zerstörte mehrere größere Wohnplätze, die aber an anderer Stelle wieder aufgebaut wurden. Schließlich wurde eine Dialogkommission eingesetzt, seither ist Ruhe.
Die Arbeiten des Flughafenbetreibers Vinci sollten eigentlich dieser Tage beginnen.
Ja, aber durch die Kommission verzögert sich das. Wir haben nicht an dem Dialog teilgenommen, da die Kommission nicht dazu eingesetzt wurde, unsere Anliegen anzuhören. Da geht es um ökologische Mängel bei der Flughafenplanung, doch wird das Projekt nicht in Frage gestellt. Die Regierung versucht Zeit zu gewinnen, da sie gleichzeitig mit Protesten gegen andere Projekte wie den Schiefergasabbau konfrontiert ist. In den nächsten Wochen erwarten wir deshalb keine Räumungen.
Sie wollen an diesem Sonnabend wieder eine Demonstration organisieren. Mit welchem Ziel?
Wir dürfen nicht einfach abwarten und Däumchen drehen. Die Leute hier wollen sich nicht einfach hinter Barrikaden verschanzen und auf die Polizei warten. Die Demonstration ist eine landwirtschaftliche Aktion: Wir werden zusammen mit Bauern des ZAD und der Region weitere Flächen besetzen und kultivieren. Es geht uns darum, bestehende bäuerliche Projekte zu unterstützen und Alternativen zu zeigen. Dabei spielt auch die Nahrungsmittelautonomie eine Rolle. Ziel ist, sich unabhängig von der industriellen Landwirtschaft zu machen.
Finden Sie Unterstützung in der Bevölkerung?
Zur Demonstration erwarten wir um die 1000 Unterstützer. Es gibt mehr ZAD-Aktivisten als vor den Räumungen. In ganz Frankreich haben sich Unterstützerkollektive gebildet. Und die ZAD-Bewohner sind enger zusammengerückt: Ehemalige Bauern des Flughafengeländes, Landwirte der Region, linke Kollektive, Besetzer und internationale Unterstützer arbeiten eng zusammen. Für viele ist der Kampf um das ZAD ein Symbol für ökologische und soziale Auseinandersetzungen weltweit.
Die Regierung will Sie um jeden Preis vertreiben – wie beurteilen Sie Ihre Chancen?
Wir sind optimistisch. Einerseits organisieren wir Protestaktionen und versuchen uns zu verteidigen. Andererseits wollen wir mit unseren landwirtschaftlichen Projekten zeigen, dass wir uns hier wirklich niederlassen, um alternativ zu wirtschaften. Wir dürfen uns aber nicht zu früh freuen, denn die Regierung hat ein echtes Problem, wenn sie den Kampf hier verliert: Andere Projekte werden sich künftig auch nicht einfach unterkriegen lassen.