Pressemeldung vom 30. Oktober:”Wir sind immer noch da !”

Heute seit 8.00 Uhr morgens versuchen Hunderte von Polizisten die BewohnerInnen des Orts la Saulce in Notre-Dame-des-Landes und stoßen auf einen entschlossenen Widerstand der vielen Leute, die zum Teil in den Baumhütten oder auch hinter den am Wochenende gebauten Barrikaden auf der D81*stehen.

Mindestens drei BesetzerInnen sind durch Gummigeschoss oder *ohrenbetäubend laute Granaten der Polizei* verletzt worden.

« Ich muss feststellen, dass die Republik noch einmal Waffen benutzt, um den Widerstand zu unterdrücken », erklärt Gaël, der beim Angriff der Polizei anwesend war.

Im Gegenteil zu den Äußerungen sind der am 7. Mai 2011 besetzten Ort « le Sabot » und die umliegenden Dörfer wie « les Cent Chênes » und « le Far West » nicht geräumt worden.

Heute Dienstag hat le COPAIN 44 (Collectif des Organisations Professionnelles Agricoles Indignées par le projet d’aéroport) aufgerufen, nach « le Sabot » zu kommen, um an diesem Kampf gegen die Zerstörung von Ackerland teilzunehmen. Mehr als zweihundert Leute und Traktoren stehen schon vor dem Rathaus in Notre-Dame-des-Landes und wollen versuchen, nach « Le sabot » zu kommen.

*”Sie schmeißen uns raus, also* **übernehmen* wir Verantwortung und besetzen die Straße ! Dabei schafft man eine Blitzaktion in diesem Kampf gegen den Flughafen Grand ouest. Es ist eine kurze Zeit, wo alle Teilnehmer sich treffen können. Eine kurze Zeit, um zu zeigen, dass wir trotz der Räumungen und Zerstörungen von Gärten fest entschlossen sind,” erklärt ein am Wocheende bei den Bau der Barrikaden auf der D81 geschriebener Text.

“Herr Lapouze, der sous préfet, erklärte, dass der Widerstandsbewegung aus war. Aber im Gegensatz zu diesen Äußerungen sind wir immer mehr Leute, die uns für den Schutz dieser wunderschönen Landschaft und im allgemeinen gegen die unterliegende Logik dieser Art von Projekten voll engagieren.

Am Wochenende haben uns Hunderte von Leuten unterstützt und Hilfe, Nahrungsmittel, Kleidung und Material gebracht. Sie wollten an diesem Kampf teilnehmen und sich hier für die nächsten Wochen und Monate niederlassen,” hat Camille Giloin, 34 Jahre alt, gesagt.

*Am 17. November wird eine Demonstration für die Wiederbesetzung geplant. Start der Demo in einem umliegenden Dorf**.*

Source : https://zad.nadir.org/spip.php?article472

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In der zu verteidigenden Zone

Ganz Frankreich ist noch im Hollande-Fieber. Ganz Frankreich? Nein! Ein von unbeugsamen “Zadisten” bevölkerter Ort im Nordwesten des Landes hört nicht auf, Widerstand zu leisten – gegen das Vorzeigeprojekt der neuen sozialistischen Regierung, den geplanten Flughafen-Neubau in Notre Dame des Landes bei Nantes. Nun werden die Protestcamps in der Zone à Defense, der zu verteidigenden Zone, mit Hilfe des Militärs geräumt. Eine Reportage.

Aus Notre Dame des Landes Susanne Götze

An einer Weggabelung mitten im Nirgendwo stehen leere Tische und Stühle, niemand ist zu sehen. Plötzlich taucht der erste “Zadist” auf. In der einen Hand hat Marcel eine Heugabel, mit der anderen schiebt er ein Tandem. Marcel geleitet Besucher ins nahegelegene “Sabot” – einen der dreißig Stützpunkte der Flughafenbesetzer. Kein leichter Weg. Der Boden ist schlammig, überall liegen Bretter, Drähte, Autoreifen und sonstiger Müll. Das Sabot – wörtlich übersetzt: Schuh – ist ein Ort wie aus Henry David Thoreaus Roman “Walden oder Das Leben in den Wäldern”. Eine ausgebaute Laube, vor der sich ein riesiger Garten erstreckt. “Die Ernte können wir nun vergessen”, sagt Lisa. “Das Tränengas hat uns den Boden und das Gemüse zerstört.” In der vergangenen Woche gingen vier Stunden lang hunderte Tränengasbomben auf den Gemeinschaftsgarten nieder. Lisa lebt hier seit sieben Monaten.


Polizei und Militär sind beim Räumen nicht zimperlich. Abgebranntes Camp. (Foto: Adrien Tasic)

Lisa ist Anfang 30, sie kommt aus dem Rheinland. Ins ZAD – in die Zone à Defense, die zu verteidigende Zone – kam sie eher durch Zufall und ist dann “hängengeblieben”. Geld, sagt sie, hat sie zwar keines mehr, aber im Sabot komme man mit sehr wenig aus. “Hier habe ich gelernt, wie man Ackerbau betreibt, Gemüse anbaut und sich fast vollständig selbst versorgt – wir sind zu 80 Prozent autonom.” In der Laubenküche sitzt das Sabot-Kollektiv. Es wird Gemüsesuppe gekocht, Kaffee getrunken, geraucht und diskutiert. “Der Flughafen ist nur ein Symbol”, sagt Lisa, “uns geht es um viel mehr.” Kapitalismus, das ist für die Zadisten ewiges Wachstum, Konsum, Druck, Schnelligkeit – kurz: ein Wahnsinn für Mensch und Natur. “Hier soll nicht nur das ZAD-Gelände zubetoniert werden”, erklärt Lisa, “es geht auch um den Bau von Hochgeschwindigkeitstrassen, Straßen und Einkaufszentren – alles, was das System am Laufen hält.” Dagegen wollen die Besetzer ein Leben der Selbstbestimmung, Autonomie und der Gemeinschaft setzen.

Während Frankreich noch immer im Hollande-Fieber ist, leistet das von den unbeugsamen Zadisten bewohnte Gebiet im Norden von Nantes Widerstand. Auf die Sozialisten ist hier niemand gut zu sprechen. “Schlimmer als Sarko”, “alles eine Clique”, so sehen die ZAD-Bewohner den neuen französischen Präsidenten François Hollande und seine Partei, die Sozialisten. In der ZAD leben auf 1.600 Hektar Land rund 200 Gegner des Vorzeigebauprojekts der neuen Regierung – des Großflughafens Notre Dame des Landes. Die Planungen gehen bis auf die 1960er Jahre zurück. Der neue Flughafen soll den bisherigen Airport Nantes-Atlantique ersetzen, für 2013 ist der Beginn der Bauarbeiten geplant.

Doch noch ist das Projekt nicht ganz durch. Auf dem Gelände des Baukonzerns und Flughafenbetreibers Vinci geht so einiges vor sich: Barrikaden, Straßenkämpfe, Tränengas, Räumungen. In den letzten zwei Wochen waren hunderte Militärs und Polizisten im Einsatz. Ende des Jahres sollen nach Regierungsplänen die ersten Bagger und Planierwalzen anrücken. Derzeit ist das idyllische Stück Erde jedoch noch so still und abgelegen wie eh und je.

Eine von vielen Barrikaden rund um Notre Dame des Landes. (Foto: Adrien Tašić)

Von der bretonischen Stadt Nantes aus nähert man sich über kleine verschlafene Dörfer. Es gibt keinen Eingang, keine Grenzlinie, aber schnell merkt man, dass hier etwas nicht stimmt. Zwar stürzen keine wilden Gallier mit Holzknüppeln aus dem Dickicht der Straßenböschung, doch nach den ersten Kilometern in der Zone tauchen schon Barrikaden auf. Sie versperren vor allem die Seitenarme der Hauptstraße und wollen so gar nicht in die malerische Landschaft passen. “Stop l’aéroport” (Stoppt den Flughafen) ist auf Straßen, Häuser, Schilder gesprüht, “ralentir” (verlangsamen) oder auch: “Être des cons pressé ou être décompresser” (Entweder ein gestresster Idiot sein oder relaxen).

Seit 40 Jahren schon wehren sich die Bewohner gegen die Pläne, auf den malerischen Wäldern, Wiesen und Ackerflächen Landebahnen und Terminals zu bauen. Die ersten Aktivisten und Besetzer von außen kamen dann 2007. Was jahrzehntelang am Widerwillen der Anwohner und an finanziellen Engpässen scheiterte und unter Präsident Nicholas Sarkozy abermals verschoben wurde, soll nun unter der neuen Regierung Hollande endlich umgesetzt werden.

Gegen das zwei Milliarden Euro teure Projekt wird aber nicht mit herkömmlichen Methoden protestiert. Statt nur Demonstrationen zu organisieren, Unterschriftenlisten oder Flugblätter zu verteilen, haben sich die Gegner des Projektes auf dem Terrain eingelebt – etwa so wie die Occupy-Aktivisten, nur mit mehr Ausdauer. Sie wohnen in Wohnwagen, Bauhäusern und auf verlassenen Gehöften.

Auch wenn die Zone komplett dezentral organisiert ist und jede Zelle ihre eigenen Regeln hat, werden gemeinsam Demos, Versammlungen und Konzerte organisiert. Auch ein Theater soll es gegeben haben, bevor die Polizei das Gebäude zerstörte. Eine kollektive Radio-AG hat die Frequenz des Unternehmensradios Vinci “gesquattet” – die Frequenz wird sonst von Autofahrern empfangen, da Vinci neben Flughäfen auch die Autobahnen in Frankreich betreibt. Im ZAD-Radio Klaxon laufen alte Aufnahmen von Brecht-Liedern: “Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug”. Die Stimmung im ZAD ist trotz endlosem Regen, Schlamm und Kälte entschlossen. In der Vacherie, einem Ort für Neuankömmlinge und geräumte Zadisten, ist die Lage dennoch leicht angespannt. Niemand weiß, wann die Polizei wieder kommt, wen sie als nächstes räumt, festnimmt oder welche Strafen sie verhängen wird. Allein das Sabot sitzt derzeit schon auf 1.500 Euro Strafen.

Der nächste Morgen. Dicke, graue Wolken ziehen am Himmel, es nieselt leicht. “Heute ist gutes Wetter”, meint Sam, der gerade aus der Gemeinschaftsküche der Vacherie stolpert. Seit Wochen habe es nur geregnet, alles sei durchnässt. Sams Gummistiefel sind voll braunem Schlamm. Um sich ein wenig zu wärmen, geht er rüber zum gemeinsamen Lagerfeuer, das hier rund um die Uhr vor sich hin fackelt. Küche, Feuer, Waschzuber und Wäscheausgabe – alles unter dem Vordach der alten Scheune. In der “Küche” türmen sich Kochutensilien, in der Mitte stehen Kisten voll frischem Gemüse der Saison: Kartoffeln, Karotten, enorm große Zucchini und Kürbisse.


Anlaufstelle für Neuankömmlinge oder geräumte Zadisten: die Vacherie. (Foto: Adrien Tašić)

Wo jetzt rund 30 junge Leute campen, stehen sonst die Maschinen des Besitzers, der ihnen Platz gemacht hat. Die 80-jährige Mann hat eigentlich nicht viel mit Hausbesetzern, Autonomen oder Umweltschützern am Hut. Doch auch er soll geräumt werden – das schweißt zusammen. Der alte Bauer habe sogar schon mit seinem Trecker Baumstämme für die Barrikaden herangeschafft, erzählt Sam.

Der 27-jährige Franzose ist wie viele hier erst vor ein paar Wochen zu den Besetzern gestoßen. “Unsere Körper sind das Einzige, was wir denen entgegenstellen können”, erklärt er. “Auch wenn ich nicht hier geboren oder aufgewachsen bin, will ich dieses Stück Erde bis zum Schluss verteidigen.” Er sei hier, um wie Lisa aus dem Sabot zusammen mit den anderen Zadisten eine Alternative zum Kapitalismus aufzubauen: zeigen, wie es anders geht, ohne Geld und in Gemeinschaft alles teilen.

Nachbarin Marie sieht das ein wenig anders. Die Angestellte ist Ende dreißig und hat eigentlich keine Lust, “alles zu teilen”, ohne Geld zu leben und ihr Privateigentum aufzugeben: “Ich brauche meinen Komfort und könnte nicht in Wohnwagen oder Baumhäusern leben”, meint sie beim abendlichen Rotwein vor ihrem Kamin. Sie wohnt im Gegensatz zu Sam und Lisa schon seit 20 Jahren hier und ist mit Land und Leuten verwurzelt. “Trotzdem habe ich von diesen engagierten jungen Leuten eine Menge gelernt”, sagt Marie. Zwar wohnt sie noch “ganz normal” in ihrem Bauernhaus, doch bei ihr gehen die Besetzer ein und aus: Wäsche waschen, Werkzeug ausleihen, duschen oder einfach nur auf ein gutes Glas Wein.

Marie hat gegen die Räumung geklagt und hofft, das Unvermeidliche noch einige Monate aufschieben zu können. Im Garten von Maries kleiner Familie steht ein riesiger Wohn-Lkw. Dort wohnen nun fünf Zadisten. Hinter dem Garten liegt ein Feld, dahinter ein kleines Wäldchen. Dort leben die Aktivisten in Baumhäusern. Auch hier wurde schon geräumt und das Gemeinschaftsbaumhaus abgerissen.

“Die Zadisten haben mir beigebracht, die Dinge etwas lockerer zu sehen – und ich habe ihnen das Weintrinken angewöhnt”, sagt sie und lächelt verschmitzt. Ganz am Anfang sei das Zusammenleben nicht ganz so einfach gewesen. Beide Seiten hätten erst aufeinander zugehen müssen. Mittlerweile könne man sich das Leben aber gar nicht mehr ohne einander vorstellen, meint Marie. “Es liegt gerade etwas in der Luft hier und die Leute rücken noch enger zusammen.”


(Foto: Adrien Tašić)

Kaum haben die Polizisten ein Haus mit Gewalt geräumt, niedergebrannt oder einen Wohnwagen zerstört, wird gleich der nächste Platz besetzt. Seit den Räumungen habe sich die Zahl der Besetzer in der Zone à Defense nicht verringert, sondern erheblich erhöht, erklären Lisa vom Sabot und ihre Mitstreiter. “Ich hoffe, dass noch viele Leute aus ganz Europa kommen.” Wie lange die besetzte Zone noch dem staatlichen Druck standhalten wird, weiß auch in der ZAD niemand. Klar ist nur, dass der Winter hart wird und die Zadisten mehr als einen Schluck vom gallischen Zaubertrank brauchen, um durchzuhalten.

Source : http://www.klimaretter.info/protest/hintergrund/12285-in-der-zu-verteidigenden-zone

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ZAD Widerbesetzungsdemo

beatnik

Der Termin steht fest – für die Wiederbesetzungsdemo nach der Räumung letzten Dienstag. Das Gebiet ist noch garnicht komplett geräumt und in 3 Wochen kommt die große Gegenoffensive! Zu dem Aufruf auch eine kleine Chronik und der Flyer. Reclaim the Fields – Netzwerk, BauerInnen- und BesetzerInnen bereiten seit Mai die Wiederbesetzungs-Demonstration als zentrale Verteidigungs-strategie im Falle einer Räumung vor. Die Mobilisierung ist international. Endlich ist ein Termin festgelegt worden ! Am 17. November ist die Demonstration für die Wiederbesetzung !
Diesen Aufruf kann man ab sofort verbreiten. Bald gibt es ein Plakat dazu. Wir bitten euch es möglichst schnell und viel zu übermitteln, damit jeder hierher kommen kann. Wir rufen alle Leute (Einzelpersonen oder Kollektive) auf , die uns unterstützen, ab jetzt aktiv diese Demonstration zu organisieren.

Wir suchen noch Kollektivküchen, Zelte, Musik, Batukadas, Fertighütten, Bauteile, Werkzeuge, Traktoren … zwecks Wiederbesetzung.

BesetzerInnen der ZAD und solidarische Kollektive, die nicht zurückweichen werden:

AUFRUF ZUR DEMO FÜR DIE WIEDERBESETZUNG 17. November 2012, auf der ZAD
Treffpunkt um 11 Uhr in einem Dorf bei Notre Dame des Landes (genauer Treffpunkt wird noch bekannt gegeben), am 4. Samstag nach dem ersten Räumungsversuch.

Gartengabeln, Balken, Bretter, Nägel und Werkzeuge … Termin am 17. November am Vormittag

Einige Informationen werden noch bestimmt : Treffpunkt am vorigen Tag, um zum Lager zu kommen. Besucht regelmäßig die Website der ZAD : https://zad.nadir.org

Um wieder zu säen, zu bauen…um den Flughafen zu verhindern ! Ausgerüstet mit Heugabeln, Holzbalken, Brettern, Nägeln und Werkzeug…

Am 7. Mai 2011 waren wir 1000 Leute, die mit Heugabeln in den Händen demonstrierten, um eine brach liegende Fläche zusammen urbar zu machen. Es handelte sich um die Einrichtung einer Gemüsegärtnerei, die nun den Kampf gegen den Flughafen nährt. Wir verliessen uns, nachdem wir uns geeinigt hatten, diesen Hof und die anderen besetzen Plätze der ZAD („la Zone d’Aménagement Différé“, in etwa „langfristige Umbauzone“ (wo der Flughafen geplant ist), die zur „Zone à défendre“, oder „zu verteidigende Zone“, geworden ist) zu verteidigen.

WEDER HIER NOCH IN KHIMKI ODER SONST WO. VINCI HAU AB !

Am 24. Juni lancierte Vinci die Räumungsprozedur gegen die acht besetzten Häuser in der ZAD, betroffen ist auch „Les Planchettes“, der kollektive Empfangs-und Organisationsraum.

Am 10. Juli formten tausende Leute eine menschliche Freske „Vinci hau ab !“.

Am Dienstag 23. August forderte der Präsident der Region Pays de la Loire Jacques Auxiette den Präfekten auf, die Besetzung der ZAD „mit dem Kärcher zu reinigen“. Der Aufruf zur brutalen Repression ist eindeutig, das wird uns jedoch nicht davon abhalten, Widerstand zu leisten, wiederzukommen und den Angriff abzuwehren.

Um dem 7. Mai eine Fortsetzung zu geben, rufen die BesetzerInnen der ZAD und Reclaim The Fields, ein Netzwerk von kämpfenden Bäuerinnen und Bauern, zu einer grossen Wiederbesetzungsdemonstration auf im Falle einer Räumung und laden alle Kollektive und Gruppen ein, diese Initiative zu unterstützen. Wenn der Polizeikärcher kommt, wollen wir wieder Tausende sein, um dem „Vinci hau ab !“ Gestalt zu geben und die Zone wieder zu besetzen, damit die Arbeiten konkret verhindert werden können.

Seit vierzig Jahren brüten die Entscheidungsträger und Betonierer über einen neuen Flughafen in der Nähe von Nantes, in Notre-Dame-des-Landes, um ihre gefrässigen Träume der Metropole und der wirtschaftlichen Expansion zu erfüllen. Die ZAD, das sind 2000 Hektaren fruchtbares Land und Wohnraum, die sie unter dem Beton vernichten möchten. Der Widerstand gegen dieses Projekt verbindet verschiedene Probleme, auf deren Basis man sich vereinen, die Problematiken austauschen und gemeinsame Strategien überlegen kann. Mit diesem Kampf bekämpfen wir die am Tropf hängende Ernährung, die industrielle Gesellschaft und ihre Klimaerwärmung, die Politik wirtschaftlicher Entwicklung und der Kontrolle des Territoriums, die Megalopolen und die Normalisierung gewisser Lebensformen, der Mythos des Wachstums und die Illusion der demokratischen Teilnahme…

Die Entscheidungsträger kommunizieren auf Teufel komm raus, um ihr Projekt zu verkaufen und zu suggerieren, dass es in diesem Stadium kein Zurück mehr gibt. Denn nach 40 Jahren Kampf haben die Vorbereitungsarbeiten für den Bau nun begonnen : Bohrungen für Bodenstudien, Umweltgutachten, im Herbst möchten sie mit archäologischen Grabungen und Rodungsarbeiten für den Bau der Strassengeländer weitermachen…alles Vorbedingungen für die Betonierung der ZAD.

Aber die GegnerInnen sind weit davon entfernt, die Arme hängen zu lassen und die Aktion werden immer intensiver : Widerstand gegen die Bohrungen, Störungen der ArbeiterInnen von Biotope, Besetzungen von Büros und Baustellen, kostenlose Mautstellen, Verteilung von Zeitungen, usw., usw….Darüber hinaus haben sich das Leben und die Aktivitäten seit zwei Jahren verdichtet, statt dass sich die ZAD kontinuierlich im Rhythmus der Rückkäufe und der Zerstörungen leeren würde. Etliche leere Häuser wurden rehabilitiert und besetzt, Hütten wurden am Boden und auf den Bäumen gebaut, Kollektive besetzen Felder, um Gemüse anzubauen. Gemeinschaftsräume, eine Bäckerei, eine Bibliothek, eine Unterkunft stehen allen offen. Mehr als hundert Leute besetzen die ZAD permanent, sie werden unterstützt von etlichen Leuten aus der Region und von anderswo, die sich dort treffen und organisieren. Die Besetzungen sind Teil einer Bewegung, die diverse Formen annimmt. Dies erlaubte es auch, dass die letzten Monate auf die Vorbereitungen Vincis für die Arbeiten schnell reagiert wurde.

Im Juni 2011 lancierte Vinci die Räumungsprozedur, um sich die nötigen rechtlichen Mittel zu beschaffen, um die BesetzerInnen der ZAD „ohne Recht oder Titel“ loszuwerden. Sie wollen nun das Wachstum der Bewegung verhindern und, um die Arbeiten zu beginnen, muss der Platz frei sein : nach der Räumung der BesetzerInnen „ohne Titel“, sehen sie vor, mit den Mietern, Eigentümern und Bauern weiterzumachen. Parallel dazu machen die Flughafenbefürworter alles mögliche, unterstützt von Pressekampagnen, um die BesetzerInnen der ZAD zu isolieren, sie versuchen, die Bewegung zu spalten und die Solidarität zu untergraben, zudem verstärken sie die Polizeirepression im Alltag und die Repression gegen kollektive Initiativen.

Trotz diesem Hintergrund erinnern wir uns an die Siege in der Vergangenheit gegen grössenwahnsinnige Projekte, vom nuklearen übers militärische, wie in Carnet, in Plogoff oder in Larzac, und wir wissen, dass dieser Flughafen immer noch verhindert werden kann. Wir schauen auf die andere Seite der Alpen, wo der Widerstand gegen die Hochgeschwindigkeitslinie Lyon-Turin ein ganzes Tal mobilisiert, wo Zehntausende die Arbeiten verhindern. Wir bereiten uns vor, damit jeder Versuch der Betonierung ihnen auch hier teuer zu stehen kommt.

Dieser Demonstrationsaufruf ist eine Art, um zu zeigen, dass Räumungen alles andere als das Ende des Kampfes bedeuten ; er erlaubt es auch, an offensive kollektive Kampfformen nach potenziellen Räumungen zu denken. Er bedeutet die Bestätigung, dass sie diese Zone nicht permanentmilitarisieren und sterilisieren können, und dass, egal wie sehr sie sich bemühen, sie uns nicht daran hindern können, uns dort wieder einzurichten. Er zeigt einen gemeinsamen Willen, das Druckmittel der Besetzungen, um das Flughafenprojekt zu verhindern, nicht aus der Hand zu geben.

Diese Demonstration wird es je nach Notwendigkeit erlauben, kollektive Organisationsräume oder Wohnräume wieder aufzubauen und neue Felder zu bebauen. Obwohl wir nicht wissen, wann sie die Kavallerie auf uns hetzen werden, lancieren wir jetzt diesen Aufruf, um eine schnelle und massive Reaktion zu antizipieren. Wir schlagen vor, uns am 4. Samstag nach den ersten Räumungen mit Heugabeln, Werkzeugen und Holzbalken zu treffen, um uns die Felder wieder anzueignen und zusammen wieder aufzubauen.

Neben diesem Aufruf zur Wiederbesetzung sind andere Initiativen natürlich willkommen : Solidaritätsaktionen überall in Frankreich, Anwesenheit während den Räumungen um die Polizeioperation zu stören…Und in der Zwischenzeit gehen die Initiativen zur Verhinderung des Flughafens und das Leben auf der ZAD weiter !

Reclaim the Fields + BesetzerInnen der ZAD

\\\\\ Praktische Infos : /////

– Verfolgt die Informationen ! Konsultiert regelmässig http://zad.nadir.org, vor allem im Falle einer Räumung. Das Datum und der genaue Treffpunkt werden dann bekannt gegeben.

– Es wird möglich sein, am Vortag der Demo anzukommen für die letzten Vorbereitungen und den letzten Informationsaustausch. Bringt was zum Campen mit.

– Wir laden Euch ein, nach der Demo da zu bleiben, um die wieder besetzten Orte zu verteidigen und weiter zu bauen.

Kontact : reclaimthezad_AT_riseup.net Infos : http://www.reclaimthefields.org ||| http://zad.nadir.org reclaimthezad_AT_riseup.net http://zad.nadir.orgSource : https://linksunten.indymedia.org/en/node/69985

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Eine antikapitalistische Insel

Den Flughafengegnern in der Bretagne geht es nicht nur um Ökologie und Lärm – sie verteidigen einen Platz für Experimente

In Frankreich wird die größte besetzte Zone Europas geräumt. Doch Bauern, Autonome und Umweltschützer leisten Widerstand. Seit mehr als vier Jahren leben über 200 Aktivisten zusammen mit Einheimischen auf dem Gelände des zukünftigen Flughafens »Notre Dames des Landes« in der Bretagne. Seit zwei Wochen räumt die Regierung Hollande mit 500 Militärs – die Bewohner sind entschlossen zu bleiben.

An einer Weggabelung mitten im Nirgendwo stehen leere Tische und Stühle, niemand ist zu sehen. Doch schon nach wenigen Minuten taucht der erste »Zadist« auf: Eine Heugabel in der Hand und ein Tandem schiebend geleitet Marcel Besucher ins nahe gelegene »Sabot« – einem der 30 Stützpunkte der Flughafenbesetzer. Sie haben sich in der ZAD eingerichtet, der »zu verteidigenden Zone«, in Wohnwagen, Bauhäusern und auf verlassenen Gehöften. Der Weg ist nicht leicht: Durch den schlammigen Boden watend, muss über aufwendig gestapelte Bretter, Drähte, Autoreifen und sonstigen Müll gestiegen werden.

Das »Sabot« ist ein Ort wie aus Henri David Thoreaus Roman »Walden«: eine ausgebaute Laube, vor der sich ein riesiger Garten erstreckt. »Die Ernte können wir nun vergessen«, sagt Bewohnerin Lisa. »Das Tränengas hat uns den Boden und das Gemüse zerstört.« Vergangene Woche seien auf den Gemeinschaftsgarten vier Stunden lang Hunderte Tränengasbomben niedergegangen. Lisa lebt hier seit sieben Monaten. Die 31-Jährige aus dem Rheinland kam eher durch Zufall in die »Zone« und ist dann »hängengeblieben«. Geld habe sie zwar keines mehr, aber man komme mit sehr wenig aus: »Ich habe hier gelernt, wie man Ackerbau betreibt, Gemüse anbaut und sich fast vollständig selbst versorgt – wir sind zu 80 Prozent autonom«. Auch wenn die »Zone« komplett dezentral organisiert ist und jede Zelle ihre eigenen Regeln hat, werden gemeinsam Demos, Plena und Konzerte organisiert. Auch ein Theater soll es gegeben haben, bevor die Polizei das Gebäude zerstörte.

In der Laubenküche sitzt das »Sabot-Kollektiv«. Es wird Gemüsesuppe gekocht, Kaffee getrunken, geraucht und wild diskutiert. »Der Flughafen ist nur ein Symbol, uns geht es um viel mehr«, erklärt Lisa, die sich in ihren dicken Wollpulli kuschelt. Kapitalismus, das sei ewiges Wachstum, Konsum, Druck, Schnelligkeit – kurz ein Wahnsinn für Mensch und Natur. »Hier sollen nicht nur das Gelände einbetoniert, sondern Hochgeschwindigkeitstrassen verlegt, Straßen und Einkaufszentren gebaut werden – alles, was das System am Laufen hält.« Die Besetzer wollten dieser kapitalistischen Ökonomie Selbstbestimmung, Autonomie und Gemeinschaft entgegensetzen.

Seit 40 Jahren schon wehren sich die Menschen im Norden von Nantes gegen die Pläne, auf den malerischen Wäldern, Wiesen und Ackerflächen Landebahnen und Terminals zu bauen. Zwei Milliarden Euro soll der Großflughafen »Notre Dame des Landes« in der Nähe der bretonischen Stadt kosten. Die ersten Aktivisten und Besetzer von außen kamen 2007. In der ZAD leben auf 1600 Hektar Land rund 200 Gegner des Vorzeigebauprojekts von Präsident François Hollande. Was jahrzehntelang am Widerwillen der Bewohner und finanziellen Engpässen scheiterte und unter Nicolas Sarkozy abermals verschoben wurde, soll nun unter der neuen Regierung endlich umgesetzt werden. Auf die Sozialisten ist hier niemand gut zu sprechen: »Schlimmer als Sarko«, »alles eine Clique«, so sehen es die Zadisten.

Von Nantes aus nähert man sich über kleine verschlafene Dörfer dem ZAD. Es gibt keinen »Eingang« oder eine Grenzlinie, aber schnell merkt man, dass hier etwas nicht stimmt. Es stürzen zwar keine wilden Gallier mit Holzknüppeln aus dem Dickicht der Straßenböschung, doch nach dem ersten Kilometer in der »Zone« tauchen schon Barrikaden auf. Sie versperren die Seitenarme der Hauptstraße und wollen so gar nicht in die malerische Landschaft passen. »Stopp l’aeroport« (Stoppt den Flughafen) oder »ralentir« (verlangsamen) wurde von eifrigen Aktivisten auf Straßen, Häuser und Schilder gesprüht. Noch ist das Megabauprojekt nicht ganz durch. Noch gibt es Widerstand. Auf dem Gelände des Flughafenbetreibers Vinci geht so einiges vor sich: Barrikaden, Straßenkämpfe, Tränengas, Räumungen. In den letzten zwei Wochen waren Hunderte Militärs und Polizisten im Einsatz. Ende des Jahres sollen nach Regierungsplänen erste Bagger und Planierwalzen anrücken.

Die Stimmung im ZAD ist trotz endlosen Regens, tiefen Schlamms und empfindlicher Kälte entschlossen. In der »Vacherie«, einem Ort für Neuankömmlinge und geräumte Zadisten, ist die Lage dennoch leicht angespannt. Niemand weiß, wann die Polizei wieder kommt, wen sie als nächstes räumt, festnimmt oder welche Strafen sie verhängen wird. Allein das Sabot sitzt derzeit schon auf 1500 Euro Strafen. Wo jetzt rund 30 junge Leute campen, stehen sonst die Landmaschinen des Besitzers, der ihnen Platz gemacht hat. Der 80-jährige Mann hat eigentlich nicht viel mit Hausbesetzern, Autonomen oder Umweltschützern am Hut. Doch auch er soll geräumt werden – das schweißt zusammen. Der alte Bauer habe sogar schon mit seinem Trecker Baumstämme für die Barrikaden herangeschafft, erzählt Sam. Der 27-jährige Franzose ist wie viele hier erst vor ein paar Wochen zu den Besetzern gestoßen. »Unsere Körper sind das Einzige, was wir denen entgegenstellen können«, sagt er. »Auch wenn ich hier nicht geboren bin, will ich dieses Stück Erde bis zum Letzten verteidigen.« Er sei hier, um wie Lisa aus dem Sabot eine Alternative zum Kapitalismus aufzubauen: Zeigen, wie es anders geht: ohne Geld und in Gemeinschaft alles zu teilen.

Nachbarin Marie sieht das ein wenig anders. Die Angestellte ist Ende 30 und hat eigentlich keine Lust, alles zu teilen: »Ich brauche meinen Komfort und könnte nicht in Wohnwagen oder Baumhäusern leben.« Sie wohnt im Gegensatz zu Sam und Lisa schon seit 20 Jahren hier und ist mit Land und Leuten verwurzelt. »Trotzdem habe ich von diesen engagierten jungen Leuten eine Menge gelernt«, gesteht sie ein. Zwar wohnt sie noch »ganz normal« in ihrem Bauernhaus, doch bei ihr gehen die Besetzer ein und aus: Wäsche waschen, Werkzeug ausleihen, duschen oder einfach nur auf ein gutes Glas Wein. »Die Zadisten haben mir beigebracht, die Dinge etwas lockerer zu sehen.«

Marie hat gegen die Räumung geklagt und hofft, das Unvermeidliche noch einige Monate aufschieben zu können. Im Garten ihrer kleinen Familie steht ein riesiger Wohn-Lkw, in dem nun fünf Zadisten leben. Hinter dem Garten sind ein Feld und ein kleines Wäldchen. Dort wohnen die Aktivisten in Baumhäusern. Auch hier wurde schon geräumt und das Gemeinschaftsbaumhaus abgerissen. Ganz am Anfang sei das Zusammenleben nicht ganz so einfach gewesen, meint Marie. Beide Seiten hätten erst aufeinander zugehen müssen. Mittlerweile könne man sich das Leben aber gar nicht mehr ohne einander vorstellen. »Es liegt gerade etwas in der Luft hier und die Leute rücken noch enger zusammen.«

Kaum haben die Polizisten ein Haus mit Gewalt geräumt, niedergebrannt oder einen Wohnwagen zerstört, wird gleich der nächste Platz besetzt. Seit den Räumungen habe sich die Zahl der Besetzer in der ZAD nicht verringert, sondern erheblich erhöht, erklären Lisa vom Sabot und ihre Mitstreiter. Wie lange die besetzte Zone noch standhalten wird, weiß auch hier niemand. Klar ist nur, dass der Winter hart wird und die Zadisten mehr als einen Schluck vom gallischen Zaubertrank brauchen, um durchzuhalten.

Source : http://www.neues-deutschland.de/artikel/802451.eine-antikapitalistische-insel.html

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Räumungen und Widerstand auf der ZAD

Die Raeumungen auf der Zad sind in vollem Gang. Noch ist es nicht zu spaet den Vinci Flughafen aufzuhalten. Die Raeumungen auf der ZAD sind in vollem Gang. Seit Dienstag letzter Woche wurden 11 der insgesamt ueber 30 besetzten Haeuser, Felder und Waelder auf der Zad mit erheblichem Polizeiaufgebot geraeumt. Einige wenige davon wurden dem Erdboden gleichgemacht, andere von uns bereits wiederbesetzt. Der Widerstand ist stark. Um den “Sabot”, ein kollektiver Garten, herum wurden zahlreiche Barrikaden errichtet, die den vollgeruesteten Vincischergen das fuerchten lehren. Selbige wissen sich nicht anders zu helfen als direkt mit Traenengas auf Leute zu schiessen. Sowohl die Schussweise als auch die Menge (200 Kanister in 4 Stunden) sind Illegal und hoechst gefaehrlich. Eine Person wurde bereits am Arm verletzt andere haben Schlagstoecke am Bein abbekommen. Die Polizeigewalt ist geringer als man das sonst so kennt, die Praefektuer versucht bis jetzt das Bild einer sauberen Gewaltfreien Raeumung zu vermitteln, was genauso illusorisch ist wie ein gruener Flughafen allerhoechster Umweltguete.
Auch an anderen Orten regt sich Widerstand. In einem der besetzten Waelder wurde zwar mit Hilfe des “hochprofessionellen” Polizeikletterteams(haben Schwierigkeiten ein einfaches Seil hochzuklettern…) ein Gemeinschaftshaus geraeumt, noch befinden sich aber viele Haeuser in den Baeumen die die Zerstoerung des Waldes noch lange aufhalten sollen.
Es bleiben noch viele Orte die verteidigt werden wollen! Es wird Hilfe benoetigt! Kommt vorbei wenn ihr in der Naehe seid, macht Soliaktionen, kommuniziert was hier passiert oder helft uns beim Uebersetzen. Alle Hilfe ist willkommen! Noch kann man das Projekt aufhalten, noch stehen die Baeume, Buesche und Graeser, noch kriechen die Salamander und noch gibt es uns!

Die Raeumungen werden laut Praefektuer noch bis Ende des Monats andauern, danach wird es eine grosse Wiederbesetzungsdemo geben, was aber nicht heisst dass man nicht schon vorher wiederbesetzen kann!

Source : http://de.indymedia.org/2012/10/336531.shtml

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Aufruf zur Besetzung

Notre Dame Des Landes, ZAD, Oktober 2012

Bereits seit zwei Generationen bedroht ein Flughafenprojekt im Norden von Nantes 1600 Hektar Landschafts- und Ackerfläche. Nachdem das Projekt für lange Zeit in der Schwebe hing, wurde es 2011 von Lionel Jospin wieder angestoßen und wird seitdem von der Sozialistischen Partei unterstützt, insbesondere durch Jean Marc Ayrault, dem ehemaligen abgeordneten Bürgermeister von Nantes und gegenwärtigen Premierminister.

Die erdachten Gründe für den Bau des Flughafens führten auch zu dem letzten Witz, einen Flughafen mit hoher Umwelt-Qualität zu bauen. Dieses umweltschädliche Projekt ist ein Symbol für den zerstörerischen Kapitalismus, dessen einziges Ziel der finanzielle Profit ist. Zudem ist es die Frucht aus einer engen Zusammenarbeit profitgieriger Politiker*innen für Stadt-„Entwicklung“ und dem großen multinationalen Konzern Vinci, der auf destruktive Projekte spezialisiert ist (Gefängnisse, Autobahnen, Atomkraftwerke). 2008 rief ein ortsansässiges Kollektiv von sich widersetzenden Bewohner*innen dazu auf, das für das Projekt bestimmte Land zu besetzen – das „Gebiet der aufgeschobenen Bebauung“ (Zone d’Aménagement Différée). Dieser Aufruf wurde weit verbreitet und nach einem Klimaaktionscamp 2009 ist die Besetzer*innenbewegung auf diesem Stück Land, das nun zur „Zone À Défendre“ (ZAD), zur zu verteidigenden Zone, geworden ist, angewachsen. Zwischen den Bewohner*innen, die sich widersetzen, und den neuen Besetzer*innen ist Solidarität entstanden. Nun ist die Sozialistische Partei wieder an die Macht gekommen und sie ist nicht bereit, das Flughafenprojekt aufzugeben. Weiterhin zeigt sie ihre ganze Unterstützung für das Projekt, auch wenn ihre grünen Verbündeten immer noch so tun, als ob sie den bedrohten Landstrich verteidigen. Gekonnt haben diese Schönredner*innen die Presse genutzt, um uns glauben zu machen, dass das Projekt durch ein Moratorium aufgeschoben und die Gefahr der Durchführung des Projekts zurückgestellt werden würde. [1] Das ist überhaupt nicht wahr! Die Vorbereitungsmaßnahmen sind immer noch im Gange: pseudo-öffentliche Untersuchungen, Geländestudien (Bohrungen, Vermessungen). Der voraussichtliche Bauplan wurde möglicherweise, das hoffen wir, durch die Besetzung aufgeschoben, aber nicht durch das Moratorium! Auf jeden Fall bleibt die Autobahn, einleitende Maßnahme für die Betonisierung der Zone, für Anfang 2013 geplant. Wenn wir dies zulassen, ermöglichen wir den Baggern die Anfahrt, was bedeutet, vor Vinci abzudanken. Und währenddessen leert sich die ZAD immer mehr, die Enteignungen gehen weiter. Die Bewohner*innen wurden aus dem Gebiet gedrängt, um weiter weg wieder angesiedelt zu werden.

Nach und nach finden sich diejenigen, die Widerstand leisten, ohne Rechte für die Häuser, die sie seit Jahren bewohnen, teilweise sogar schon ihr Leben lang! Bezüglich der besetzten Häuser und Plätze sieht die Situation nicht besser aus. Viele sind seit Anfang 2012 offiziell von Räumung und Abriss bedroht. Und die gerichtliche Maschine folgt ihrem Kurs. So kündigte das Amtsgericht von Nantes am 27.September 2012 die sofortige Räumung von „Le Sabot“ und „Les 100 Chênes“ an. Das sind zwei unentbehrliche Orte in der ZAD; der kollektive Gemüsegarten (hervorgegangen aus einer Besetzung der Reclaim-the-fields-Bewegung) und die Bäckerei. Diese beiden Orte sind bewohnt. Anfang Oktober wurde die letzte unüberdachte Besetzung in Grandchamps ebenfalls geräumt. Jeden Tag wird die Bedrohung realer. Wir müssen reagieren! Vinci träumt davon, uns alle zu räumen, vielleicht schon morgen, und wenn wir dies zulassen, wird das Gebiet bald den Baumaschinen ausgeliefert sein!!! Auch wenn die Besetzung für uns zunächst ein Kampfmittel ist, fühlen wir uns nunmehr als Bewohner*innen dieses Gebiets. Wir weigern uns, diese Felder, Hecken und Wälder verschwinden zu sehen, die unser Lebensraum geworden sind. Hier zu leben, bedeutet, eine Zerstörung im Namen des Profits zu verweigern: von den Eichen, die uns schützen, von den Trompetenschnecken und den vielen anderen Tieren, die mit uns hier zusammenleben. Hier zu leben, heißt auch, in einem Rhythmus zu sein, der beständig gestört wird durch die Dringlichkeiten des Kampfes, den Druck, die Unsicherheit über die Zukunft und Störung durch die Polizei. Hier zu leben, ist momentan nicht so einfach mit dem kalten Winter und dem Regenwetter, das sich ankündigt. Egal ob Besitzer*in, Mieter*in oder Besetzer*in: Wir stehen alle denselben Verfahrensweisen gegenüber, ihrer „Gerechtigkeit“. Und doch …

Die ZAD ist ein Platz für alternative Erfahrungen geworden, ein Ort, an dem jeden Tag Theorie und Praxis gegenüber gestellt werden, wo neue Solidarität entsteht, wo gelernt wird, jeden Tag ein bisschen autonomer von diesem Handelssystem zu sein. Die kollektiven Gärten sind erblüht, das Wissen wird jederzeit weitergegeben. Vom Backen über Mechanik, von Bautätigkeiten bis hin zu artistischem Austausch lernen wir ohne Unterlass voneinander. Wenn wir euch also erneut dazu aufrufen, euch uns anzuschließen, dann darum, weil es sich nicht nur um ein städtebauliches Projekt handelt sondern um ein Gesellschaftsmodell, das wir nicht unterstützen. Denn dieser Kampf ist Teil eines größeren Kampfes gegen ein System, dem Menschen und der Planet völlig egal sind. An anderen Orten kämpfen andere Menschen gegen profitorientierte Systeme, gegen Herrschaft und Soziale Kontrolle, gegen die teuflische Maschine, die uns durch Technologie versklavt, um uns immer schneller und weiter von unserem Leben zu entfernen. Wir fühlen uns nicht allein in unserem Widerstand. Vom Val Di Susa in Italien bis nach Russland oder Mexiko: Gegner*innen lehnen sich gegen verhängnisvolle Anlagenprojekte auf. Im baskischen Land gegen eine weitere TGV-Linie oder in der Normandie gegen die THT-Linie – überall in der Welt gibt es ein bisschen Widerstand gegen die Gentrifizierung: Der Widerstand organisiert sich!!! Hier in der ZAD brauchen wir mehr Menschen, die sich körperlich durch Vorbereitungsmaßnahmen widersetzen, um denjenigen Kraft zu geben, die die Wahl getroffen haben, zu bleiben und Widerstand zu leisten. Die Besetzung ist kein Selbstzweck, es ist ein Mittel, präsent zu sein auf diesem umkämpften Gebiet, gemeinsam gegen dieses Projekt aktiv zu sein, um mit den anderen Bewohner*innen ein Netz der Solidarität zu entwickeln. Gemeinsam fühlen wir uns fähig zu allem, zu kämpfen gegen die Koalition politischer Macht mit ihren Polizist*innen und der wirtschaftlichen Macht mit ihrer Kohle. Momentan sind mehr als dreißig Plätze besetzt, Häuser, Buden, die in die Felder gebaut wurden, Baumhäuser und Wohnwägen, die überall verstreut sind. Es gibt noch einige leer stehende Häuser. Vinci bleibt dabei, Wohnorte zu räumen. Zwei Orte, „Les Planchettes“ und „La Gaité“ [2], können euch sofort nach eurer Ankunft aufnehmen, aber denkt daran, möglichst schnell autonom zu werden. Wenn ihr erst einmal da seid, nehmt euch die Zeit, mit den Leuten hier zu reden, um den Kampf zu verstehen. Alles ist hier möglich, wir können alles tun, aber nicht egal was und egal wie. Denkt an die zahlreichen Projekte, die bereits hier aktiv sind und seid aufmerksam gegenüber dem Empfinden und Leben von allen hier. Kommt und kämpft mit uns! Wir sind hier und wir weigern uns, zu verlieren. Dieser Aufruf wurde von einigen Besetzer*innen bzw. Bewohner*innen der ZAD verfasst. Im Postskript würden wir euch gern noch daran erinnern, dass es auch andere Wege gibt, uns zu unterstützen: Es ist möglich, auf Vinci dort zu treffen, wo er ist (mehr oder weniger überall!). Führt dezentrale Aktionen durch und lasst es uns wissen.

Eine Wiederbesetzungsdemo ist geplant als Antwort auf wahrscheinliche Räumungen, die auf uns zukommen. Seid bereit, euch uns anzuschließen! Bleibt auf dem Laufenden: https://zad.nadir.org, http://nddlagirdesobeir.noblogs.org http://acipa.free.fr Ihr könnt uns unter zad@riseup.net schreiben und euch in unseren Verteiler auf der ZAD-Seite einschreiben (klicke auf „accès“ und „contact“). Fußnoten [1] Lies auf der ZAD-Webseite den Artikel Moratorium für den Flughafen: eine Farce, die wir gar nicht lustig finden. Auszüge: „selbst das Aufschieben der Räumungen von Bäuerinnen und Bauen sowie legalen Bewohner*innen des Gebietes durch die Erklärung der Öffentlichen Nützlichkeit bis 2014 bringt keineswegs die Pläne des Staates oder des Flughafens zum Stillstand. Alles in allem ist dies eine Vereinbarung, die nicht die schweren Arbeiten oder Vorbereitungsuntersuchungen oder Enteignungen oder den Großteil der Räumungen untergräbt“.
[2] Siehe „access“ und „contact“ auf der ZAD-Webseite.

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