Feldfrucht gegen Staatsgewalt

Bodenständige Basisbewegung gegen ein Megaprojekt des globalisierten Verkehrs

“Sème ta ZAD” – Manifestation in Europas größter Protestzone am 13. April 2013

 

Transparent zu Sème ta ZAD - Foto: © 2013 by Schattenblick
“Besetzen – kultivieren – widerstehen”
Foto: © 2013 by Schattenblick

“Aussäen in La ZAD” – für den 13. April riefen die Besetzerinnen und Besetzer der “Zone A Défendre” dazu auf, gemeinsam das Landwirtschaftsjahr zu beginnen. Es ging darum, die Felder auf dem Gebiet des geplanten Aéroport du Grand Ouest zu bestellen und damit ein weiteres Zeichen “Gegen den Flughafen und seine Welt” zu setzen. Zu verteidigen sind nicht nur ein Gebiet mit Ackerland von bester Bodenqualität und ein Stück idyllischer bretonischer Landschaft. Zu verteidigen sind die Lebens- und Wirtschaftsweise der dort seit Jahrhunderten ansässigen Bevölkerung wie auch die sozialökologischen Ideale der Aktivistinnen und Aktivisten, die die von der Regierung zu einer quasi unter exekutiver Vollmacht des Ausnahmezustands verfügten “Zone d’Aménagement Différé” seit Jahren besetzt halten. Die Umwidmung dieses technokratischen Wortungetüms in ein Symbol des Widerstands, das überall in Frankreich und darüber hinaus auf positive und solidarische Resonanz stößt, ist paradigmatisch für das Aufbegehren gegen ein Europa des Kapitals, das alles und jedes sozial exklusiven und politisch repressiven Verwertungsinteressen unterwirft.

Der Bestand der ländlichen Region 25 Kilometer nordwestlich der Stadt Nantes wird seit Jahren durch den Plan der französischen Regierung bedroht, dort auf 2000 Hektar Land das Megaprojekt eines Großflughafens durchzusetzen, dessen immenser Bedarf an eigener Flächennutzung wie verkehrsinfrastruktureller Anbindung die absehbare Urbanisierung dieser archaischen Landschaft der historischen Bretagne zur Folge hätte. Dies soll ungeachtet des bereits vorhandenen und ausbaufähigen Flughafens in unmittelbarer Nähe von Nantes erfolgen, um den industriellen Aufbau der maritimen Metropolregion Nantes-St. Nazaire sicherzustellen und die Hauptstadt Paris als Ziel des transatlantischen Luftverkehrs zu entlasten.

 

Transparent und Forke - Foto: © 2013 by Schattenblick
Botschaft und Werkzeug
Foto: © 2013 by Schattenblick

In Anknüpfung an die Räumung der größten Protestzone Europas durch Sondereinheiten der Polizei Mitte Oktober und ihre Wiederbesetzung Mitte November letzten Jahres, die mit Unterstützung von bis zu 40.000 Menschen aus der Region und ganz Frankreich erfolgte, sollte nun in einem etwas kleineren Maßstab der urtümliche Zweck des Landes, seine auf denkbar naturfreundliche Weise agrarisch genutzte Bewirtschaftung, wiederum im kollektiven Rahmen zelebriert werden. An zwei Punkten außerhalb der Zone sammelten sich die Menschen, versehen mit Saatgut und Ackerwerkzeug, um Demonstrationszüge zu bilden und an deren Zielort auf die Felder auszuschwärmen.

Die Polizei hielt zwar einige der Straßensperren besetzt, die den Zugang zur Zone erschwerten und zur Durchführung von Personenkontrollen dienten, zeigte sich jedoch ansonsten von ihrer besten Seite: Sie glänzte durch Abwesenheit. Dies war nach übereinstimmender Meinung der vom Schattenblick befragten Demonstrantinnen und Demonstranten der Strategie geschuldet, nach der großen Brutalität, mit der sie im November gegen die erfolgreiche Wiederbesetzung der Zone vorging, in Anbetracht der Anwesenheit diverser Medienvertreter den Eindruck zu erwecken, sie setze auf Deeskalation.

An der Straßenkreuzung Ardillières zeigt sich die ganze Breite des sozialen Widerstands, der sich in dieser entlegenen Region Frankreichs formiert. Menschen aller Altersgruppen mit eher bürgerlichem Hintergrund mischen sich mit jungen Aktivistinnen und Aktivisten, die in ihrem ausgefallenen Outfit ebenso auf dem Syntagma-Platz in Athen wie im Klimacamp in London oder auf einer Demonstration gegen die Austeritätspolitik der EU in Madrid anzutreffen sein könnten. Mit Rucksäcken bepackt, Schaufel oder Spaten über der Schulter, mit Gummistiefeln und Regenzeug gewappnet gegen feuchtes Wetter und sumpfiges Gelände, zieht die gut 700 Menschen starke Demonstration los, um dem wohl friedlichsten Zweck menschlicher Existenzsicherung nachzugehen. Die fünf Polizeiwagen, die den Demonstrationszug bei Ardillières erwarteten, verließen die Kreuzung schnell, was in Anbetracht von Transparenten, die von einem “Bauernaufstand” kündeten und mit der Parole “Kein Land ohne Krieg” die Entschlossenheit seiner Verteidiger unterstrichen, verständlich war.

 

Transparent an Hänger - Foto: © 2013 by Schattenblick
“Kein Land ohne Krieg”
Foto: © 2013 by Schattenblick

Auf dem Weg kommt man trotz der Sprachbarriere leicht ins Gespräch. In Ermangelung guter Französischkenntnisse ist der SB-Redakteur auf die englische Sprache angewiesen, die zum wenn auch radebrechenden Informationsaustausch allemal reicht. Die meisten der Gesprächspartnerinnen und -partner kommen direkt aus der Region oder verstehen sich, wie etwa ein junger Mann aus St. Malo, als Bretonen, die sich dem Kampf ihrer Landsleute verbunden fühlen. Einige junge Mitgliederinnen und Mitglieder der französischen Grünen aus Limoges hat das Interesse am ökologischen Widerstand nach La ZAD gezogen. Sie lassen an der eigenen Partei kein gutes Haar, ist deren Haltung zum Bau des Großflughafens doch negativ von ihrer Position als Regierungspartei beeinflußt.

Überhaupt ist von Parteien so gut wie gar nicht die Rede, wenn es nicht gerade um die Parti Socialiste geht, die mit Jean-Marc Ayrault den Hauptinitiator des Flughafenprojekts zum Premierminister Frankreichs gemacht hat. Die politische Klasse bis hin zu den Linksparteien, die zwar zu der Aktion aufgerufen haben, aber keine Präsenz zeigen, scheint in den Augen der lokalen Bevölkerung abgewirtschaftet zu haben. Man baut auf die Stärke der eigenen Aktion und Organisation, anstatt sich durch politische Interessenvertreter, wie schon so oft bei derartigen Kämpfen geschehen, verschaukeln zu lassen. Lediglich die Bauerngewerkschaft Confédération Paysannes steht in besserem Ansehen, versichert doch ein Demonstrant, daß ein Angriff der Polizei auf einen der zahlreichen Traktoren des Demonstrationszuges landesweite Proteste der Gewerkschaftsmitglieder hervorrufen würde.

Ein junger Mann aus einer der umliegenden Ortschaften berichtet vom gewalttätigen Vorgehen der Polizei im November. Er selbst habe, wie zahlreiche andere Aktivistinnen und Aktivisten, einen schweren Bluterguß von einem Gummigeschoß davongetragen, das auf ihn abgefeuert wurde. Eine Frau habe einen Zeh verloren bei dem Versuch, eine Schockgranate in den Boden zu treten, die daraufhin explodierte. Die Polizisten hätten auch mit diesen Waffen, deren Schrapnellwirkung lebensgefährlich sein kann, direkt auf die Zadistas gehalten, obwohl sie nur in die Luft abgefeuert werden dürfen. Das massiv eingesetzte Tränengas, dessen Geruch an einigen Stellen noch fünf Monate später deutlich wahrzunehmen ist, habe ganze Äcker vergiftet und die Einrichtung eines Hauses, in dem die Zadistas schliefen, unbrauchbar gemacht.

 

Fronttransparent - Foto: © 2013 by Schattenblick
Kampfansage an Vinci
Foto: © 2013 by Schattenblick

Der junge Aktivist lebt vegan und hat daher einige Vorbehalte gegen die Tierzucht der örtlichen Bauern. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, Seite an Seite mit den Landwirten gegen die Polizei zu kämpfen, sei doch der gemeinsame Widerstand wichtiger als Differenzen um die eigene Lebensweise. Überhaupt trifft man immer wieder auf Belege für eine gelebte Solidarität, die von der anfänglichen Distanz, mit der die einheimische Bevölkerung den radikalökologischen Zadistas zunächst gegenüberstand, nichts mehr übrig gelassen hat. Nach der Räumung im Oktober und dem aggressiven Zurückschlagen der Polizei im November steht die Bereitschaft der Bauern, ihr Land mit Barrikaden und Wurfgeschossen zu verteidigen, dem der Zadistas in nichts nach. Daß sie mit ihren Treckern über Maschinen verfügen, mit der sich in kurzer Zeit Erdwälle auftürmen lassen oder die sich selbst der anrückenden Polizei in den Weg stellen können, ist für die Verteidigung der Zone nicht minder wichtig als ihr Rückhalt in der immer noch großen bäuerlichen Bevölkerung Frankreichs.

Der Vater des jungen Aktivisten, ein pensionierter Eisenbahnbeamter, schimpft derweil auf die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die er maßgeblich für das Spardiktat in der EU und die neoliberale Politik seiner Regierung verantwortlich macht. Während er sich auf eher konventionelle Weise mit den politischen Widersprüchen der Zeit auseinandersetzt, ist sein Sohn begeistert vom utopischen Charakter der Besetzung und der Vorbildfunktion, die sie für andere Proteste und zukünftige Lebensformen haben könnte. Das einander ergänzende Nebeneinander unterschiedlicher Protestkulturen und Lebensweisen mag Konflikte aller Art in sich bergen, als bereits praktizierter Entwurf einer anderen Gesellschaft verfügt es jedoch über ein visionäres Potential, das dem Entfremdungscharakter der kapitalistischen Vergesellschaftung weit mehr an aktiver Gegenpositionierung abgewinnt als der bloß theoretische Anspruch, die Grenzen der herrschenden Verhältnisse überwinden zu wollen.

 

Aufschrift an einem Haus - Foto: © 2013 by Schattenblick
“Dorf in Gefahr, Vinci deportiert die Bevölkerung”
Foto: © 2013 by Schattenblick

Mit wem auch immer ein Gedankenaustausch auf der Demonstration stattfindet, so steht allerdings die Sorge um die ökologische Zukunft des Planeten ganz im Vordergrund der Motive, die die Menschen zum Widerstand gegen den geplanten Großflughafen veranlassen. Alle daraufhin Befragten bestätigen, daß der weitaus größere Teil der lokalen Bevölkerung gegen das Flughafenprojekt eingestellt sei. Die weitere Versiegelung natürlichen Bodens durch einen Flughafen und seine Zubringerstraßen wie die darauf folgende Urbanisierung der Region wird als Angriff nicht nur auf die eigene Lebensweise, sondern das Leben überhaupt empfunden. So häufen sich die Proteste gegen Großprojekte der Verkehrsinfrastruktur wie etwa der Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke der Eisenbahn vom französischen Lyon zum italienischen Turin, die vor allem dem Interesse des Langstreckenverkehrs gewidmet sind, während regionale Transport- und Umweltinteressen im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder kommen. So erweist sich auch in La ZAD das Verhältnis von lokaler Subsistenz zu globaler Expansion als völlig einseitig auf eine weltumspannende Mobilität der Waren und Menschen ausgerichtet, die nur makroökonomische Profit- und Wachtstumsziele im Blick hat, während das unmittelbare Leben von Mensch und Natur demgegenüber keine Stimme erhält.

 

Öffentlicher Lageplan - Foto: © 2013 by Schattenblick
Orientierung in unübersichtlichem Gelände
Foto: © 2013 by Schattenblick
Fahne der Confédération Paysannes am Hof Bellevue - Foto: © 2013 by Schattenblick
Hofbesetzung von Bauerngewerkschaft unterstützt
Foto: © 2013 by Schattenblick

Am Zielort der Demonstration, dem bereits enteigneten und von Bauern wiederbesetzten Hof Bellevue, wird den belegten Baguettes und anderen Produkten der Region kräftig zugesprochen, um für die nun anstehende Feldarbeit gewappnet zu sein. Der Hof ist ein Zentrum des bäuerlichen Widerstands, und es dauert nicht lange, bis der SB-Redakteur auf Mitgliederinnen und Mitglieder der dafür gebildeten Organisationen trifft. Während die Association de Défense des Exploitants Concernés par l’Aéroport (ADECA) bereits seit den 1970er Jahren besteht und insbesondere den bäuerlichen Widerstand repräsentiert, umfaßt die Association Citoyenne Intercommunale des Populations concernées par le project d’Aéroport de Notre Dame des Landes (ACIPA), die mit der Wiederaufnahme des Planungsverfahrens in der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts gebildet wurde, breitere Teile der regionalen Bevölkerung, die sich gegen den Flughafen stellen. Anne-Marie Chabod, stellvertretende Präsidentin und Sprecherin von ACIPA, stellt sich dem Schattenblick für ein Interview zur Verfügung und übersetzt für ausschließlich französisch sprechende Gesprächspartner. Auch bietet eine Französin, die lange in Deutschland gelebt hat, ihre Hilfe an, die dankend angenommen wird.

 

Knüppeldamm nach La Chataigne - Foto: © 2013 by Schattenblick   Knüppeldamm nach La Chataigne - Foto: © 2013 by Schattenblick
Urbar gemacht mit den Mitteln des Urwalds
Fotos: © 2013 by Schattenblick

Während diese Demonstration mehr von den bäuerlichen Aktivistinnen und Aktivisten der Region geprägt zu sein scheint, wird der andere Zug eher vom Bild der Zadistas bestimmt. Um die 800 Menschen mögen es wohl sein, die sich vom südlich der Zone gelegenen La Paquelais her in Bewegung setzen. Regenschauer und Wind, mit denen dieser Tag nicht spart, haben sie nicht daran gehindert, dem Aufruf zur Aussaat zu folgen. Traktoren ziehen Anhänger mit Setzlingen, Dünger und Arbeitsgerät, Radio Klaxon beginnt über Lautsprecher zu senden, alte Revolutionslieder mischen sich mit den Klängen einer Perkussionsgruppe, die sich an den Kopf des Zuges setzt. Transparente und eine weitere Musikgruppe folgen, dazwischen und drumherum Leute verschiedenster Herkünfte und Generationen, bewaffnet mit Forken und Spaten, gummistiefelgerüstet gegen Pfützen und Schlamm.

 

Demonstrationszug - Foto: © 2013 by Schattenblick
Auf dem Weg in die Zone
Foto: © 2013 by Schattenblick

Bald trifft der Zug auf die erste Barrikade, schlängelt sich um die Hindernisse herum. Allenthalben Spuren früherer Kämpfe wie auch Zeugnisse der Wiederbesetzung. Linkerhand der kollektiv betriebene Garten La Chevrerie und die Anbaufläche Les Cent Noms, rechts folgt wenig später die bei der letztjährigen Räumung zerstörte und seitdem von CS-Gas kontaminierte Gemüsefarm Le Sabot. Sie war das Zentrum einer internationalen Bewegung junger Bauern, die sich unter anderem in der Organisation Reclaim The Fields zusammengeschlossen hatten, um auf selbstbestimmte und antikapitalistische Weise zu leben und zu arbeiten.

Hinweisschilder zeigen den Zugang zu verschiedenen Behausungen, zahlreiche Barrikaden belegen die Verteidigungsbereitschaft der Zadistas. Auf den Feldern liegen noch Zeugnisse der jüngsten Kämpfe wie improvisierte Schilder zum Schutz gegen Gummigeschosse und Schockgranaten, einige Tennisschläger erinnern an den Versuch, die Aufschläge der Polizei auf sportliche Weise zu retournieren. Diese schmale Landstraße und die angrenzenden Felder, Hecken und Baumbestände sind lebendige Geschichte, geschrieben bei der Verteidigung der Zone, der an diesem Tag ein neues Kapitel hinzugefügt wird.

 

Redner auf Hänger - Foto: © 2013 by Schattenblick
Subversiv in Wort und Tat
Foto: © 2013 by Schattenblick

Etwa zehn Minuten später erreicht der Zug die Ruinen des alten Versammlungsortes Les Planchette, wo die Kundgebung abgehalten wird. Kämpferische Ansprachen der Initiatorinnen und Initiatoren von “Sème ta ZAD”, dazwischen eine Solidaritätsadresse der Koordination der indischen Bauernbewegung. Auf den Aufruf, am 27. April in Avignon das Ackerland zu besetzen, das durch ein Straßenprojekt bedroht wird, folgt die Ankündigung der Menschenkette, die die Zone am 11. Mai weitgespannt als Zeichen des Protestes gegen den Flughafen umfassen soll. In der ersten anfeuernden Ansprache heißt es:

Bauern, Bäuerinnen, landwirtschaftliche Kollektive von hier und anderswo, Freunde und Freundinnen im Kampf, Säer und Säerinnen der Revolte! Mit den Werkzeugen fest in der Hand kommen wir heute zusammen, um die Erde zu verteidigen und zu bebauen, die der Staat und Vinci zerstören wollen.

Die Aktion “Sème ta ZAD!” versteht sich als Fortsetzung der Wiederbesetzung am 17. November. Sechs Monate nach den Räumungen, bei denen 19 Häuser und Hütten zerstört worden sind, wurden über 30 neue Unterkünfte wiederaufgebaut. La ZAD und der Kampf gegen den Flughafen, der sich auf mehr als 200 lokale Unterstützergruppen stützt, sind heute lebendiger denn je. Seit dem Zeitpunkt, an dem die sogenannte Dialog-Kommission (…) ihre Unterstützung für den Bau des Flughafens offengelegt hat, ist “Sème ta ZAD!” unsere Antwort, unser Gegenschlag, um fortzufahren, ihnen eine Niederlage zu bereiten. (…)

Wir bauen auf, wo sie zerstören, wir bauen an, wo sie betonieren wollen, das ist unsere Art zu kämpfen und das ist das, was wir heute gemeinsam tun werden! “Sème ta ZAD!” ist auch eine Art, in die Zukunft zu schauen und sich vorzustellen, wie die Zone nach der endgültigen Aufgabe ihres nutzlosen und aufgezwungenen Projekts aussehen wird. Denn wir kämpfen gegen einen Flughafen, aber auch gegen die dazugehörige Welt. (…)

Mit “Sème ta ZAD!” wollen wir ab heute den Boden vergemeinschaften, wir nehmen uns das Land, und wir behalten es! (…) Überall dort, wo sie das Land verplanen, wo sie modernisieren, wo sie betonieren und urbanisieren, organisieren wir uns. Weil unsere Welt nicht die ihre ist; und weil sie die Wüste säen, werden sie die Revolte und den Kampf ernten. [1]

 

© 2013 by Schattenblick   © 2013 by Schattenblick   © 2013 by Schattenblick   © 2013 by Schattenblick
Verschiedene Barrikaden und Befestigungen - Foto: © 2013 by Schattenblick   Verschiedene Barrikaden und Befestigungen - Foto: © 2013 by Schattenblick
Ende der Staatsmacht
Fotos: © 2013 by Schattenblick

Wenngleich diese Kunde weit über die Zone hinaus überall dort gehört werden soll, wo derselbe Kampf geführt wird, sind die bürgerlichen Medien dafür weder ein geeigneter noch ein erwünschter Transporteur. Sie verzerren, entfremden und verschweigen erfahrungsgemäß allzu sehr, weshalb viele Aktivistinnen und Aktivisten zu ihnen ein eher gespanntes Verhältnis haben. Zwischen notwendiger Öffentlichkeitsarbeit und massenmedialer Zurschaustellung verläuft ein schmaler Grat, auf dem eine durchaus parteiliche Berichterstattung versuchen kann, den Schaden fremder Einblicke zu minimieren und zur Mobilisierung beizutragen.

Wunsch und Erfordernis, nach den Ansprachen lange zu debattieren, besteht nicht. Heute geht es nicht um eine Massendemonstration, sondern um eine kollektive Aktion: Kleine Gruppen verteilen sich mit Hilfe eines Übersichtsplans schnell auf diverse neue landwirtschaftliche Projekte in der Zone, um tatkräftig Hand anzulegen. Leute mit Arbeitsgerät auf der Schulter, die von hier nach dort wandern, prägen denn auch das Bild in den folgenden Stunden. Frei von Druck und Zwang, unkontrolliert und eigeninitiativ, wird umgegraben und gejätet, gesät und gepflanzt. Niemand fragt nach Lohn und Leistung, denn wo freie Hände Erstaunliches schaffen, hat die fremdnützige Arbeitsgesellschaft ausgedient.

 

Totemartige Holzschnitzerei - Foto: © 2013 by Schattenblick
Wegweiser für Unerschrockene
Foto: © 2013 by Schattenblick

Wo so viele Menschen aufeinandertreffen und kein Regime von Befehl und Anordnung die Schritte lenkt und die Taktfolge diktiert, sind für gewöhnlich Reibung und Zank, Mißachtung und Mißlichkeit geradezu vorprogrammiert. Nicht so an diesem Tag in La ZAD, der sich durch gleichgesinnte Offenheit, zugewandte Begegnung und bemühte Hilfe auszeichnet. Frei nach einem Leitsatz der Zapatisten schreitet auch das Schattenblick-Team fragend voran, findet gesuchte Orte und kundige Gesprächspartner, und selbst wenn das nicht immer auf Anhieb gelingt, liegen doch dafür andere Treffen, Überraschungen und bemerkenswerte Eindrücke auf der Strecke. Kann jemand den gewünschten Weg nicht weisen, studiert man gemeinsam auf der vervielfältigten Handkarte, wo in dem weitläufigen Gelände sich das Ziel befinden könnte. Wann haben wir je derart viele Leute auf Straßen oder Trampelpfaden, Knüppeldämmen oder Bretterbrücken im Vorübergehen gegrüßt, die wildfremd zu nennen uns bald nicht mehr eingefallen wäre? Nicht nur, daß fremde Gesichter auf vielfach einander kreuzenden Wegen zu bekannten wurden, vielmehr noch wußte und spürte man voneinander, was über alle Unterschiede hinweg das verbindende Anliegen war.

 

Verschiedene Wohnstätten - Foto: © 2013 by Schattenblick Verschiedene Wohnstätten - Foto: © 2013 by Schattenblick Verschiedene Wohnstätten - Foto: © 2013 by Schattenblick
Wildwuchs der Lebensstile und Bauformen
Fotos: © 2013 by Schattenblick

Ein Teilnehmer des südlichen Demonstrationszuges, der selber Journalist ist, erläutert ausführlich den Hintergrund der heutigen Aktion in der Zone, die er in den Kontext umfassender ökologischer und sozialer Kämpfe stellt. Eine Gruppe aus St. Malo läßt für einen Augenblick Hacke und Spaten ruhen, um uns am Rand des frisch umgegrabenen Beetes zu erzählen, was sie hierhergeführt hat. Mit mehreren jungen Leuten, die wir in der Begegnungsstätte La Chataigne antreffen, sprechen wir über ihren Wunsch, der Umweltzerstörung etwas entgegenzusetzen und den Flughafenbau zu verhindern. Eine Aktivistin, die mit ihrer Familie dauerhaft in der Zone lebt, berichtet von den tagtäglichen Schikanen an den Polizeiposten, dem Druck befürchteter Angriffe und Vertreibungen, dem Ringen um gemeinsame Positionen im breiten Spektrum der Besetzerinnen und Besetzer.

 

Transparent am Traktor - Foto: © 2013 by Schattenblick
BäuerInnen und SquatterInnen vereint gegen das Kapital
Foto: © 2013 by Schattenblick

Ein 66 Jahre alter Teilnehmer berichtet, daß er im letzten Herbst von der Polizei festgenommen worden sei, als er zusammen mit anderen Personen der Aufforderung nicht nachkam, ein besetztes Areal zu verlassen. Am 24. Januar sei er nach Artikel 431 des Strafgesetzbuches dazu verurteilt worden, der zum Sperrgebiet erklärten Zone ein Jahr lang fernzubleiben. Bei Zuwiderhandeln drohten ihm eine einjährige Haftstrafe sowie 15.000 Euro Geldstrafe. Er sei dennoch gekommen, was er als einen Akt des Widerstands bezeichnet. Der Konzern Vinci sei so einflußreich und verfüge über immense finanzielle Mittel, daß er sogar Wahlergebnisse beeinflussen könne. Er selbst bezeichnet sein Gewissen als seine einzige Kraft, den Kampf gegen diesen Giganten zu führen. Sein Vater habe 1940 in der Resistance gegen die deutsche Besatzung gekämpft, und für ihn selbst sei es im Prinzip nicht anders. Er befinde sich seit 25 Jahren zum dreizehnten Mal im Kampf gegen die Republik.

Nichts von dem, was wir hier erleben und erkunden, ist geschenkt und in den Schoß gefallen. So reizvoll die alte bäuerliche Kulturlandschaft auch sein mag, ist dies doch kein Ort der Sonntagsspaziergänge saturierter Bürgerlichkeit, die ein verklärter Blick zur Idylle verfremden mag. Gegen die Zerstörung durch eine hochtechnologische Maschinerie und Verwertung leisten hier Menschen bei Wind und Wetter unter schlichtesten Lebensverhältnissen Widerstand, die nicht selten mit beiden Beinen im Schlamm stehen. Ihr Verzicht auf gesicherte Existenz und Komfort, ihre Absage an sozial kompatible Lebenswege und ihr persönliches Einstehen für die zu schaffende künftige Gesellschaft verleihen ihrem Kampf Authentizität. Dies mag zur Erklärung beitragen, warum sich La ZAD zur größten Protestzone Europas entwickelt hat.

 

Subcommandante Marcos von den Zapatistas - Foto: © 2013 by Schattenblick
“Wir sind eine Armee der TräumerInnen und daher unbesiegbar”
Foto: © 2013 by Schattenblick

Ohne die Ergebnisse der demnächst an dieser Stelle zu publizierenden Interviews vorwegzunehmen, läßt sich doch sagen, daß nicht nur die Entschiedenheit des bäuerlichen Widerstands beeindruckend ist, sondern auch die Bereitschaft der Landwirte, sich für ökologische Formen des Landbaus zu interessieren. Der langjährige Kampf um ihre Felder und Höfe hat nicht nur zu einem kritischen, um nicht zu sagen antiautoritären Verhältnis zur Staatsgewalt geführt, er hat auch Denkprozesse in Gang gesetzt, die die Bewahrung als angeblich ineffizient verworfener Praktiken der Feldbewirtschaftung wie die Überwindung agrarindustrieller wie gentechnischer Übergriffe seitens transnationaler Landwirtschafts- und Saatgutkonzerne zum Gegenstand haben. Im Kern geht es um die Autonomie der Ernährung, um den Zugriff der Menschen selbst auf die essentiellen Voraussetzungen ihrer Reproduktion. Dieses Thema ist von einer für die Zukunft einer Menschheit, die schon jetzt ein Sechstel ihrer Zahl zum Hungern verurteilt, kaum zu überschätzenden Bedeutung.

Auch von daher kommt der Aussaat in La ZAD mehr als eine symbolische Bedeutung zu. Die kollektive Selbstorganisation, die wie von einer unsichtbaren, nun nicht mehr von einem numinosen “Markt”, sondern diesen ausschließenden Subjektivität gelenkten Hand überall sichtbare Spuren hinterläßt, widerlegt das neoliberale Dogma von der Alternativlosigkeit einer auf Überlebenskonkurrenz basierenden Produktionsweise. Zweifellos lassen sich die gesellschaftlichen Widersprüche nicht aufgrund einer Ausnahmesituation eliminieren, doch bringt das gemeinsame Bemühen um eine andere Wirtschafts- und Lebensform Qualitäten des Miteinanders hervor, die unter den alltäglichen Bedingungen metropolitaner Monadenexistenz nicht entfernter sein könnten. Dies gilt insbesondere im Widerstreit mit herrschenden Verhältnissen, die unmißverständlich klar machen, daß der Mensch als Produzent und Verbraucher zu funktionieren hat, wie es die Erfordernisse einer auf fremdbestimmte Arbeit und normierten Konsum abonnierten Produktionsweise verlangt.

 

Wegweiser in viele Richtungen - Foto: © 2013 by Schattenblick
“Toutes directions” auf ZADistisch
Foto: © 2013 by Schattenblick

Als sich die Nacht über La ZAD senkt und die Menschen an vielen verschiedenen Orten zusammenkommen, um über die Ereignisse des Tages zu reden oder einfach nur zusammenzusitzen, um zu essen und zu trinken, zu musizieren und zu tanzen, erscheint die postkapitalistische Utopie mit Händen greifbar. Die freundliche Aufnahme, die jeder hier erhält, der sich nicht, wie einige Medienvertreter, hinter großen Kameras und bauschigen Mikrofonen verschanzt, die große Hilfsbereitschaft, die bei jedem Problem präsent ist, und die Abwesenheit der Staatsgewalt erfüllen die Atmosphäre mit einer spontanen Lebensfreude, die nicht begründet und verortet werden muß, um zu wissen, daß sie ein unmittelbarer Ausdruck gelebter Freiheit ist. Der schöpferische Mut, der in der Wiederbesetzung der Zone im November auf elementare Weise Zeugnis von der Möglichkeit ablegte, gemeinsam soziale und gesellschaftliche Grenzen zu überschreiten, trat auch am 13. April allerorten hervor, um zu zeigen, daß Unterwerfung kein Schicksal ist, während nichts realer und erfüllender sein könnte, als Widerstand gegen demütigende, erniedrigende und lebensvernichtende Praktiken zu leisten.

Source :  http://www.schattenblick.de/infopool/buerger/report/brrb0014.html

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Odd Alliance of Anarchists, Farmers Takes on French Gov’t in Occupy-style Airport Battle

This Nov. 24, 2012 file photo shows French gendarmes detaining a protester during an evacuation operation on land that will become the new airport in Notre-Dame-des-Landes, western France. An unlikely alliance of anarchists and beret-wearing farmers is creating a headache for President Francois Hollande’s beleaguered government by mounting an escalating Occupy Wall Street-style battle that has delayed construction on the ambitious airport near the city of Nantes for months. (AP Photo/Laetitia Notarianni, File) (The Associated Press)

This Nov. 24, 2012 file photo shows French gendarmes detaining a protester during an evacuation operation on land that will become the new airport in Notre-Dame-des-Landes, western France. An unlikely alliance of anarchists and beret-wearing farmers is creating a headache for President Francois Hollande’s beleaguered government by mounting an escalating Occupy Wall Street-style battle that has delayed construction on the ambitious airport near the city of Nantes for months. (AP Photo/Laetitia Notarianni, File) (The Associated Press)

They hurl sticks, stones and gasoline bombs. They have spent brutal winter months fortifying muddy encampments. And now they’re ready to ramp up their fight against the prime minister and his pet project — a massive new airport in western France.

An unlikely alliance of anarchists and beret-wearing farmers is creating a headache for President Francois Hollande’s beleaguered government by mounting an escalating Occupy Wall Street-style battle that has delayed construction on the ambitious airport near the city of Nantes for months. The conflict has flared anew at a particularly tricky time for the Socialist government, amid a growing scandal over tax-dodging revelations that forced the budget minister to resign, and ever-worsening news about the French economy.

A protest held over the weekend is likely to trigger a new round of demonstrations like those that drew thousands of protesters to the remote woodlands of Brittany in the fall. In those earlier protests, heavily armored riot police battled young anarchists and farmers, causing injuries on both sides. On Monday, similar clashes erupted, with three demonstrators injured, according to the radicals’ website.

The fight has brought together odd bedfellows: Local farmers who represent traditional French conservative values are collaborating with anarchists, radical eco-feminists and drifters from around Europe — who see the anti-airport movement as a flashpoint against globalization and capitalism. Environmentalists and the far-left Green Party also oppose the airport, arguing that it will bring pollution.

This Nov. 24, 2012 file photo shows police using a water cannon to disperse the protesters in Nantes western France as part of a protest against a project to build a new airport in Notre-Dame-des-Landes, western France. An unlikely alliance of anarchists and beret-wearing farmers is creating a headache for President Francois Hollande’s beleaguered government by mounting an escalating Occupy Wall Street-style battle that has delayed construction on the ambitious airport near the city of Nantes for months. (AP Photo/Laetitia Notarianni, File) (The Associated Press)

This Nov. 24, 2012 file photo shows police using a water cannon to disperse the protesters in Nantes western France as part of a protest against a project to build a new airport in Notre-Dame-des-Landes, western France. An unlikely alliance of anarchists and beret-wearing farmers is creating a headache for President Francois Hollande’s beleaguered government by mounting an escalating Occupy Wall Street-style battle that has delayed construction on the ambitious airport near the city of Nantes for months. (AP Photo/Laetitia Notarianni, File) (The Associated Press)

The clash has been particularly damaging for Prime Minister Jean-Marc Ayrault, Nantes’ longtime mayor and the airport’s highest-profile champion. He and the project’s supporters say the airport will attract business at a time when France sorely needs an economic boost and job creation. The Aeroport du Grand Ouest is intended to replace the existing Nantes Atlantique airport, with runways able to handle larger aircraft such as the A380 superjumbo and room to expand from 4.5 million passengers a year at the open to 9 million in the longer term.

With an approval rating at historic lows, Ayrault’s leverage to push through the project is shrinking. Meanwhile the opponents’ threat to remobilize is leading to new fears of violent clashes.

Protesters have spent months illegally occupying the site of the planned Notre-Dame-Des-Landes airport, which is set to start operating in 2017. In November, more than 500 riot police tried to remove thousands of squatters in the wooded area near this village 15 miles (24 kilometers) north of Nantes. Protesters responded by hurling rocks and Molotov cocktails. Police fired back with tear gas in clashes that dominated the national news.

For the farmers, it’s all about protecting the land.

This Nov. 17, 2012 file photo shows a demonstrator holding a sign reading: "Airport No", on a road near Notre Dame des Landes, western France, as part of a protest against a project to build an international airport, in Notre Dame des Landes, near Nantes. An unlikely alliance of anarchists and beret-wearing farmers is creating a headache for President Francois Hollande’s beleaguered government by mounting an escalating Occupy Wall Street-style battle that has delayed construction on the ambitious airport near the city of Nantes for months. (AP Photo/David Vincent, File) (The Associated Press)

This Nov. 17, 2012 file photo shows a demonstrator holding a sign reading: “Airport No”, on a road near Notre Dame des Landes, western France, as part of a protest against a project to build an international airport, in Notre Dame des Landes, near Nantes. An unlikely alliance of anarchists and beret-wearing farmers is creating a headache for President Francois Hollande’s beleaguered government by mounting an escalating Occupy Wall Street-style battle that has delayed construction on the ambitious airport near the city of Nantes for months. (AP Photo/David Vincent, File) (The Associated Press)

“This will be a runway,” says Sylvain Fresneau, gesturing toward the two-story house built by his grandfather and the dairy farm that has been in his family for five generations.

Fresneau and his cousin Dominique are among the local farmers who are holding out, refusing to sell up and clear off the land where they have lived and worked their entire lives. Sylvain’s 88 cows produce 550,000 liters (580,000 quarts) of milk a year. “Since January,” Fresneau says, “we are squatters and so are the cows.”

While some local farmers have accepted buyouts from Vinci, the giant construction firm that was selected to build and run the airport, the Fresneaus and many of their neighbors have fought the project for years.

“It’s not a question of money,” Sylvain Fresneau says. “You can’t put a price on five generations of peasants. It’s my duty not to accept that money from any builder.”

He says his 80-year-old father was one of the first to resist the airport project when the idea surfaced 40 years ago. Long-mothballed, the airport plan gained fresh impetus when Ayrault’s Socialist Party came to power nationally in the late 1990s. The plan then wound its way through a slow and torturously complex process of studies, commissions and advisory committees.

Although Sylvain Fresneau claims the farmers “could make one call and block Nantes with our tractors in half a day,” the reality is that the farmers alone could not have delayed the project as long as they have without help from a surprising quarter: the mainly 20-something radicals who call themselves “ZADists.”

This Nov. 17, 2012 file photo shows demonstrators walking along a road near Notre Dame des Landes, western France, as part of a protest against a project to build an international airport, in Notre Dame des Landes, near Nantes. An unlikely alliance of anarchists and beret-wearing farmers is creating a headache for President Francois Hollande’s beleaguered government by mounting an escalating Occupy Wall Street-style battle that has delayed construction on the ambitious airport near the city of Nantes for months. (AP Photo/David Vincent, File) (The Associated Press)

This Nov. 17, 2012 file photo shows demonstrators walking along a road near Notre Dame des Landes, western France, as part of a protest against a project to build an international airport, in Notre Dame des Landes, near Nantes. An unlikely alliance of anarchists and beret-wearing farmers is creating a headache for President Francois Hollande’s beleaguered government by mounting an escalating Occupy Wall Street-style battle that has delayed construction on the ambitious airport near the city of Nantes for months. (AP Photo/David Vincent, File) (The Associated Press)

Their name derives from the French acronym for “development zone,” the generic name given to the area where the airport is to be built. The ZADists have delighted in appropriating the acronym for their own use, but with various new takes: Zone To Defend, or Zone of Definitive Autonomy, among others.

Since 2009, the activists have been occupying the fields where the airport is to be built. Some squat in abandoned farmhouses or homes opened up to them by locals who refuse to sell. Others spent the winter in ingeniously constructed cabins set up deep in the wooded and muddy scrubland outside the village.

“Without the ZADists we wouldn’t have kept the land,” admits Sylvain Fresneau.

Up to several hundred ZADists live on the site at any given time. Police control access to the zone with checkpoints at road crossings, but the ZADists avoid them by simply cutting across fields to their campsites.

ZADists have also built their own fortifications, ramshackle assemblages of wood, wire, mattresses and hay bales. The entrance is controlled by ZADists who cover their faces with scarves and hoods, not only to ward off the cold but also to hide their identities from the police posted at the road crossing barely 100 yards (meters) away.

Clashes between the two sides are common. On a recent visit, ZADists who all identified themselves by the pseudonym “Camille” described an expedition the night before in which they succeeded in splashing some police with paint, traces of which were still visible on the road.

For the farmers, the fight is mostly a matter of keeping their land. The ZADists, on the other hand, say they have wider, loftier goals. “Against the Airport … and its World” is one of the slogans spray-painted on signs around the zone.

Some of the ZADists have taken part in anti-globalization and Occupy movements across Europe. They see the movement to support the farmers of Notre-Dame-des-Landes as an extension of their goal of “learning to live together, cultivate the land, and increase our autonomy from the capitalist system,” as their website explains.

“It’s a bit utopian, but sometimes you need some utopia,” said Dominique Fresneau. The farmers’ appreciation for the ZADists’ energy and the attention they’ve brought to their fight against the airport is mixed with bemusement at some of their radical positions.

At meetings between the two groups of allies, Fresneau admitted that “we clash” sometimes. But more often they find ways to work together. Some farmers have used their tractors to set up a protective barricade around one of the encampments. A ZADist who was also a graduate student in agricultural studies helped a farmer complete a geological survey of his land. Farmers bring in food and building supplies for the ZADists.

In early April, a commission set up by Ayrault to try to calm the debate over the airport delivered its report. It recommended further evaluation of the cost of expanding the Nantes Atlantique airport instead of building a new one at Notre-Dame-des-Landes, and suggested that additional noise, traffic and environmental studies be carried out.

The government welcomed the commission’s report, saying it underscored the need for the new airport. Opponents, meanwhile, said that on the contrary it bolstered their case that the new airport should be scrapped. In any event, the activists said, all the new studies will delay the start of work on the airport, likely pushing back its opening from the originally planned 2017 date.

Ecologists went as far as to cry victory.

“As it stands, carrying out all the recommendations called for in these reports amounts to a ‘mission impossible’ and postpone the project indefinitely,” the Green Party said in a statement.

Meanwhile in the fields around Notre-Dame-des-Landes, farmers and activists are not going away.

Their next action is Saturday, when they plan a day of planting, clearing and repair work at their camp across the site of the future airport.

Source : https://earthfirstnews.wordpress.com/2013/04/16/odd-alliance-of-anarchists-farmers-takes-on-french-govt-in-occupy-style-airport-battle/

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Bauern und Anarchisten kämpfen gegen Mega-Airport

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Die französische Regierung kann keine schlechten Nachrichten mehr gebrauchen. Der Flughafen Nantes sollte ein Erfolgsprojekt werden. Doch die Landwirte wollen ihre Höfe nicht hergeben.

Seite an Seite kämpfen Anarchisten und Landwirte in Frankreich. Ihr Ziel: Der geplante Großflughafen bei Nantes in der Bretagne soll gestoppt werden. Um mehrere Monate konnten die Flughafengegner das vom französischen Ministerpräsidenten Jean-Marc Ayrault protegierte Projekt bereits verzögern, aber das reicht ihnen nicht.

Noch mehr schlechte Nachrichten können Frankreichs Präsident François Hollande und seine sozialistische Regierung allerdings nicht gebrauchen. Gerade erst stolperte der Haushaltsminister über einen Skandal um Steuerhinterziehungen, dazu sendet die Konjunktur immer dunklere Signale.

Die Anti-Flughafen-Demo vom vergangenen Wochenende dürfte jedoch nur der Auftakt für eine neue Protestwelle sein. Seit Monaten halten Tausende Flughafengegner das Baugelände in Notre-Dame-des-Landes 24 Kilometer nördlich von Nantes besetzt.

Im November versuchten 500 Bereitschaftspolizisten eine Räumung. Als die Demonstranten sich mit Steinen und Molotowcocktails zur Wehr setzten, schlug die Polizei mit Tränengas zurück. Am Montag prallten die beiden Lager wieder aufeinander, erneut soll es Verletzte gegeben haben.

Sammelbecken für Bauern

Der Aéroport du Grand Ouest soll den bestehenden Flughafen Nantes Atlantique ablösen und wäre auch für Großraumflugzeuge wie den Airbus A380 ausgelegt. Zur Eröffnung 2017 soll der Flughafen 4,5 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen können, längerfristig sollen die Kapazitäten verdoppelt werden.

Prominentester Fürsprecher des Projekts ist Ministerpräsident Ayrault, der Ex-Bürgermeister von Nantes. Er argumentiert, dass der Flughafen Frankreichs Wirtschaft den dringend benötigten Schub verleihe und Arbeitsplätze schaffe.

Die Bewegung der Flughafengegner ist ein Sammelbecken für Bauern aus der Region, Anarchisten, radikalen Ökofeministinnen und Chaoten aus ganz Europa, die hier eine neue Front gegen Globalisierung und Kapitalismus eröffnen wollen. Auch Umweltschützer und linksextreme Strömungen der französischen Grünen lehnen den Flughafen als Umweltverschmutzer ab.

“Hier wird die Start- und Landebahn verlaufen”, sagt Sylvain Fresneau und zeigt auf das zweistöckige Haus und den Bauernhof, den seine Familie in der fünften Generation bewirtschaftet. 88 Kühe hat er, jährlich liefern sie 550.000 Liter Milch.

Landwirte wollen Land nicht verlassen

Fresneau und andere Landwirte weigern sich, das Land zu verlassen, das sie ihr Leben lang bearbeitet haben. “Seit Januar sind wir illegale Siedler – die Kühe auch”, so Fresneau. Er sei nicht darauf aus, den Preis hochzutreiben, sagt er: “Seit fünf Generationen sind wir Bauern, das lässt sich mit Geld nicht aufwiegen. Es ist meine Pflicht, kein Geld von den Landentwicklern anzunehmen.”

Schon sein Großvater habe sich vor 40 Jahren, als die Idee für den Flughafen das erste Mal auftauchte, gegen das Vorhaben ausgesprochen. Ende der 90er-Jahre wurden die Pläne wieder aus dem Archiv geholt. Nur dank der Hilfe der “ZADisten” konnten die Bauern ihren Widerstand so lange aufrechterhalten.

Die radikale Gruppe, die sich nach der französischen Abkürzung für “Förderungsgebiet” ZAD benannt hat, hält seit 2009 das Land besetzt, auf dem der Flughafen entstehen soll.

Kampf könnte noch lange dauern

Einige der ZADisten haben europaweit an Aktionen von Globalisierungsgegnern und der “Occupy”-Bewegung teilgenommen. Sie unterstützen die Bauern von Notre-Dame-des-Landes, um den auf ihrer Website formulierten Wunsch voranzutreiben, “gemeinsam zu leben, das Land zu bewirtschaften und unsere Autonomie vom kapitalistischen System zu erhöhen”.

“Ein wenig utopisch, aber manchmal braucht man etwas Utopie”, sagt Sylvains Vetter Dominique Fresneau. Bei den Treffen der beiden Lager würde es schon manchmal hoch hergehen, sagt er, aber meistens fände man Wege der Zusammenarbeit.

Anfang April veröffentlichte ein von Ministerpräsident Ayrault eingesetzter Ausschuss seinen Bericht. Darin wurde angeregt, noch einmal einen Ausbau von Nantes Atlantique zu prüfen, anstatt einen völlig neuen Flughafen in Notre-Dame-des-Landes zu bauen. Die Regierung sah mit diesem Bericht die Notwendigkeit eines neuen Flughafens bestätigt. Flughafengegner hingegen lasen ihn als Empfehlung, das Projekt zu stoppen.

In jedem Fall werden neue Studien die Eröffnung des Flughafens weiter hinausschieben, heißt es bei den Aktivisten. Die Bauern von Notre-Dame-des-Landes und die anderen Flughafengegner richten sich darauf ein, dass ihr Kampf noch lange andauern wird. Am Samstag wollen sie das Baugelände erst einmal mit Pflanzen verschönern.

Source : http://www.welt.de/wirtschaft/article115355684/Bauern-und-Anarchisten-kaempfen-gegen-Mega-Airport.html

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Fighting at the Crossroads- The Military Occupation continues on la ZAD

The evening before the « Seme ta ZAD » demonstration* , the crossroads of Fosses Noires St  and the Chemin de Suez was freed from the presence of riot police.

During 2 days, the central crossroads spontaneously returned to its previous state : a road to travel, a place where we can happen upon friends or strangers, exchange news , meet . These past two days, the ZAD was crossed by hundreds of people with garden tools in hand.

Sunday, we had a party for the end of the military occupation. Is it just a dream, or is it the reality of the coming days ?

For the past 141 days, we, the inhabitants of center ZAD, have been trapped by two blockades of military police. Blue is a part of our daily lives, we don’t have a single morning, afternoon or evening free from their presence, free from identity controls, being searched, being humiliated. We can’t choose to avoid it : we have to take our children to school, and some of us have to go to work. The time of riding bikes is over, as is that of taking calm walks, visiting the neighbors and spending time with friends that no longer dare to come. The place where we and our children live has silently become a prison, ever since December 15, 2012.

So, should we continue to submit without reaction even though there is no legitimacy in their presence ? We don’t think so ! We must pick our heads up, unite, and refuse this farce !

The official pretext to block the crossroads has never prevented food, cooking gas, flammable materials (for barricades and ammunition) or construction materials from getting into the zone. The real objective is to give the impression that they control this place, to make the situation unbearable while trying to contain the struggle to the physical boundaries of the ZAD, to make psychological pressure and create a constant repression and a permanant atmosphere of tension. When we finally crack during an identity control and show how we just can’t take it anymore, the police systematically respond « Then why don’t you just leave ? » This represents another, more insidious kind of eviction, when even the dialogue comission** asked for an end to police actions while they were in discussion…

Their little joke of a dialogue comission has come to an end, so now the conclusion should be clear : either they kick us out or they fuck off !

It’s obvious to us that we won’t let ourselves be occupied in this way any longer : if they come back to our place, we’ll go see them at theirs !

Several months ago, there was a callout to occupy places of power in case of an attack on the ZAD. The surface of la ZAD is inhabited everywhere, and you don’t live in a place without roads, fields, or the links that they create. Thus we consider the military reoccupation of this crossroads would be a direct attack on our living place. As a result, we call out for decentralized actions, whether they be occupations of places of power or strategic crossroads, or all other types of actions that people feel pertinent !

Some resisting inhabitants

This text was collectively written yesterday, during a joyeous picnic that lasted all afternoon and into the night. We celebrated taking back the crossroads together, to meet in a place where we spent every day of the last five months being blocked, inconvenienced, and humiliated, feeling powerless, being followed by spotlights while crossing the fields on the way home from a meeting at night.
It was a moment of strength, spontaneously organized, with several kitchens, a sound system, tractors bringing loads of people, the road being dug up to slow the cars, building chicanes*** and cabins in the road, dancing, singing, and a moment of discussion, making sure that the milk truck and the school bus can pass, deciding how to protect this place and what to do if the police eventually take it back.

This morning around 8am, the police were posted about a mile south of the crossroads, and a group of people went to harrass them, who then got shot at with tear gas and concussion grenades. They fought for a short while and then the police followed them until right before the crossroads and started destroying the chicanes, running through the neighbor’s garden. Then they started fighting again, about 40 people in black with rocks, molotovs and fireworks against 20 pigs with rubber bullets, concussion grenades, and tear gas grenades. Two police officers were separated from the rest and got thrown in the ditch and beaten with their own batons. Then one took a molotov to the head and by a happy accident of gravity his whole upper body caught on fire.

They took the crossroads in less than half an hour but the fighting went on until about 2pm, there were about 10 people wounded by rubber bullets and 4 by shrapnel from concussion grenades. 5 people were arrested. The police are still at the crossroads and already people are responding to the callout, this afternoon there were protests in front of the police headquarters in 16 cities.

This time their military occupation won’t pass calmly and it won’t pass in silence. Spread the word and take action !

More info at http://zad.nadir.org

*a demonstration/workday to start new collective agricultural projects (gardens, grains, bees, orchards)
**political parties discussing between themselves about the airport project, such a farce of democracy that even the local organizations boycotted it
***barricades that only take half the road, they slow the cars down but let traffic pass, they can quickly be closed if need be
Source : http://anarchistnews.org/content/fighting-crossroads-military-occupation-continues-la-zad

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Der Protest hat überwintert

Der Bau des Flughafens “Notre Dame des Landes” in der Bretagne ist in Frankreich ein Politikum: Die Regierung Hollande will das seit 1974 anvisierte Prestigeprojekt endlich umsetzten. Doch die 1.600 Hektar Wald- und Wiesenflächen halten seit mehreren Jahren Flughafengegner und Bauern besetzt. Im Oktober 2012 begann die Räumung – jedoch erfolglos (klimaretter.info berichtete). In der “zu verteidigenden Zone” ZAD (Zone à défendre) harren die Aktivisten nun neuer Räumungen, denn die Bauarbeiten sollten im April starten.

Camille Duchamp, Vertreter des Organisationskollektivs des ZAD, berichtet über Motivation und Vorhaben der Besetzer. Er hat im ZAD überwintert und organisierte am Wochenende die ersten Protestaktionen mit. Wie die meisten “Zadisten” bleibt er lieber anonym. 

klimaretter.info: Als Verteidiger des “ZAD” haben Sie den ganzen Winter in provisorischen Unterkünften auf dem Gelände des zukünftigen Flughafens ausgeharrt: Gab es viele Räumungen?

Camille Duchamp: Die Regierungen musste ihre aggressive Räumungstaktik in den letzten Monaten einstellen. Der öffentliche Druck war nach den Ereignissen im Herbst zu groß. Die Polizei zerstörte mehrere größere Wohnplätze, die aber daraufhin an anderer Stelle wieder aufgebaut wurden. Wochenlang gab es Auseinandersetzungen. Daraufhin wurde eine Dialogkommission eingesetzt und seitdem ist Ruhe. Wir warten nun den Bericht der Kommission ab.

Die Arbeiten des Flughafenbetreibers Vinci sollten eigentlich in diesen Tagen beginnen …

Ja, aber die eingesetzte Dialogkommission verzögert den Zeitplan der Regierung. Wir haben nicht an dem Dialog teilgenommen, da die Kommission nicht dazu eingesetzt wurde, unsere Anliegen anzuhören. Es geht um ökologische Mängel bei der Flughafenplanung, jedoch wird das Projekt selbst nicht in Frage gestellt. Die Regierung versucht Zeit zu gewinnen, da sie gleichzeitig auch mit Protesten gegen andere Projekte wie den Schiefergasabbau konfrontiert ist. Die nächsten Wochen erwarten wir deshalb keine Räumungen.


Ihr “Nein zum Flughafen” stellen die Zadisten in einen breiteren Kontext: “Sich stressen lassen oder entschleunigen – das ist hier die Frage!” (Foto: Susanne Götze)

Sie organisieren dieses Wochenende die erste größere Demonstration nach dem Winter: Was ist Sinn und Zweck der Aktion?

Wir dürfen nicht einfach abwarten und Däumchen drehen. Die Leute hier wollen sich auch nicht einfach hinter Barrikaden verschanzen und auf die Polizei warten. Die Demonstration heute ist eine landwirtschaftliche Aktion: Wir werden zusammen mit Bauern des ZAD und der Region weitere Flächen besetzen und kultivieren. Es geht uns darum, bestehende bäuerliche Projekte zu unterstützen und Alternativen aufzuzeigen. Dabei spielt auch die Nahrungsmittelautonomie eine Rolle. Ziel ist, sich unabhängig von der industriellen Landwirtschaft zu machen.

Wie viele Leute wohnen derzeit auf dem Gelände und wie sieht es mit der Unterstützung von außen aus?

Zur Demonstration erwarten wir um die 1.000 Unterstützer. Es gibt mehr ZAD-Aktivisten in und außerhalb des ZAD als vor den Räumungen. In den letzten Monaten haben sich in ganz Frankreich Unterstützerkollektive gebildet. Zudem haben die Räumungen dazu beigetragen, dass die ZAD-Bewohner enger zusammengerückt sind: Ehemalige Bauern des Flughafengeländes, Landwirte der Region, linke Kollektive, Besetzer und internationale Unterstützer arbeiten eng zusammen. Viele Leute erkennen, dass der Kampf um das ZAD ein Symbol für ökologische und soziale Auseinandersetzungen weltweit ist.


Es gibt mehr ZAD-Aktivisten in und außerhalb der “zu verteidigenden Zone” als vor den Räumungen. (Foto: Susanne Götze)

Die Regierung will Sie um jeden Preis vertreiben – wie groß sind ihre Chancen, noch über den Sommer zu kommen?

Wir sind optimistisch, dass wir gut über den Sommer kommen. Einerseits organisieren wir Protestaktionen und versuchen uns zu verteidigen. Andererseits wollen wir mit unseren landwirtschaftlichen Projekten vor Ort zeigen, dass wir uns hier wirklich niederlassen, um alternativ zu wirtschaften. Wir sollten uns aber auch nicht zu früh freuen, denn die Regierung hat ein echtes Problem, wenn sie den Kampf hier verliert: Andere Projekte werden sich zukünftig auch nicht so einfach unterkriegen lassen.

Interview: Susanne Götze
Source : http://www.klimaretter.info/protest/hintergrund/13465-der-protest-hat-ueberwintert

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»Nicht einfach abwarten und Däumchen drehen«

Die Gegner des Flughafens Notre-Dame-des-Landes in Frankreich wollen kämpfen und Widerstand säen

Der Bau des Flughafens Notre-Dame-des-Landes in der Bretagne ist in Frankreich ein Politikum: Die Regierung unter Präsident François Hollande will das seit 1974 anvisierte Prestigeprojekt endlich umsetzen. Doch die 1600 Hektar Wald- und Wiesenflächen werden von Flughafengegnern und Bauern besetzt. Eine versuchte Räumung der »zu verteidigenden Zone« ZAD (Zone à défendre) im Oktober 2012 blieb erfolglos. Der Beginn der Bauarbeiten wurde auf das Frühjahr verschoben. Mit Camille Duchamp, Vertreter des Organisationskollektivs des ZAD, sprach Susanne Götze über bevorstehende Protestaktionen.
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Umzäunt von Traktoren leben die Aktivisten in den Wäldern.
Foto: AFP/Leroux

nd: Sie haben den ganzen Winter in provisorischen Unterkünften ausgeharrt. Wie hat die Polizei darauf reagiert?
Camille Duchamp: Die Regierung musste ihre aggressive Räumungstaktik einstellen. Der öffentliche Druck war nach den Ereignissen im Herbst zu groß. Die Polizei zerstörte mehrere größere Wohnplätze, die aber an anderer Stelle wieder aufgebaut wurden. Schließlich wurde eine Dialogkommission eingesetzt, seither ist Ruhe.

Die Arbeiten des Flughafenbetreibers Vinci sollten eigentlich dieser Tage beginnen.
Ja, aber durch die Kommission verzögert sich das. Wir haben nicht an dem Dialog teilgenommen, da die Kommission nicht dazu eingesetzt wurde, unsere Anliegen anzuhören. Da geht es um ökologische Mängel bei der Flughafenplanung, doch wird das Projekt nicht in Frage gestellt. Die Regierung versucht Zeit zu gewinnen, da sie gleichzeitig mit Protesten gegen andere Projekte wie den Schiefergasabbau konfrontiert ist. In den nächsten Wochen erwarten wir deshalb keine Räumungen.

Sie wollen an diesem Sonnabend wieder eine Demonstration organisieren. Mit welchem Ziel?
Wir dürfen nicht einfach abwarten und Däumchen drehen. Die Leute hier wollen sich nicht einfach hinter Barrikaden verschanzen und auf die Polizei warten. Die Demonstration ist eine landwirtschaftliche Aktion: Wir werden zusammen mit Bauern des ZAD und der Region weitere Flächen besetzen und kultivieren. Es geht uns darum, bestehende bäuerliche Projekte zu unterstützen und Alternativen zu zeigen. Dabei spielt auch die Nahrungsmittelautonomie eine Rolle. Ziel ist, sich unabhängig von der industriellen Landwirtschaft zu machen.

Finden Sie Unterstützung in der Bevölkerung?
Zur Demonstration erwarten wir um die 1000 Unterstützer. Es gibt mehr ZAD-Aktivisten als vor den Räumungen. In ganz Frankreich haben sich Unterstützerkollektive gebildet. Und die ZAD-Bewohner sind enger zusammengerückt: Ehemalige Bauern des Flughafengeländes, Landwirte der Region, linke Kollektive, Besetzer und internationale Unterstützer arbeiten eng zusammen. Für viele ist der Kampf um das ZAD ein Symbol für ökologische und soziale Auseinandersetzungen weltweit.

Die Regierung will Sie um jeden Preis vertreiben – wie beurteilen Sie Ihre Chancen?
Wir sind optimistisch. Einerseits organisieren wir Protestaktionen und versuchen uns zu verteidigen. Andererseits wollen wir mit unseren landwirtschaftlichen Projekten zeigen, dass wir uns hier wirklich niederlassen, um alternativ zu wirtschaften. Wir dürfen uns aber nicht zu früh freuen, denn die Regierung hat ein echtes Problem, wenn sie den Kampf hier verliert: Andere Projekte werden sich künftig auch nicht einfach unterkriegen lassen.

Source : http://www.neues-deutschland.de/artikel/818598.nicht-einfach-abwarten-und-daeumchen-drehen.html?sstr=Susanne|G%F6tze

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